Frauen zahlen drauf
Beim Discounter Monoprix kosten 5-Wegwerf-Rasierklingen der Eigenmarke für Frauen 1.80 Euro. Für Männer kosten 10 Stück nur 1.72, also pro Stück weniger als die Hälfte. Für 200ml Rasiergel der Eigenmarke bezahlen Frauen 2.87 und Männer nur 2.39. Ähnliche Preisunterschiede gibt es beim Deodorant «Narta» und bei «Sanogyl»-Zahnbürsten, obwohl diese für Männer grösser sind. Die Produkte sind bei Monoprix nicht in demselben Gestell. Die Preisunterschiede fallen Konsumentinnen deshalb nicht auf.
Erfolgreiche Petition
Aufgedeckt hat die Preisunterschiede das Kollektiv «Georgette Sand». Die Differenzen seien vordergründig klein. Bei Produkten des täglichen Bedarfs könne sich der ungerechtfertigte Unterschied aber rasch summieren, sagen die Aktivistinnen von «Georgette Sand». Da Frauen durchschnittlich weniger verdienen als Männer, seien die höheren Preise für Frauen besonders stossend. Mit einer Online-Petition fordert das Kollektiv den Discounter auf, die geschlechtsspezifischen Preisunterschiede bei identischen oder fast identischen Produkten aufzuheben. Rasch unterzeichneten Tausende die Petition.
Erklärung des Discounters
Monoprix erklärte darauf die Preisunterschiede mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen und dem Verkaufsvolumen. Die Wegwerf-Rasierklinge für Frauen beispielsweise sei in der Herstellung etwas teurer. Weshalb sagte Monoprix nicht. Zudem sei das Verkaufsvolumen viel tiefer als bei den Männern. Aufgrund dieser Logik müssten Kosmetikprodukte, die viel mehr Frauen als Männer kaufen, für Frauen billiger sein, was meist nicht zutrifft.
Teurere Dienstleistungen
Auch für Dienstleistungen zahlen Frauen oft mehr. Ein Haarschnitt beispielsweise oder die Reinigung einer Bluse sind meist teurer. Für die Politik sei diese Diskriminierung bisher kein Thema, kritisiert «Georgette Sand». Hingegen habe die EU geschlechtsspezifische Autoversicherungen verboten, weil diese Männer diskriminieren. Bis vor kurzem waren solche Versicherungen günstiger für Frauen, weil sie weniger Unfälle verursachen.
Regierung handelt
Bereits haben über 40’000 Personen die Petition unterzeichnet. Nun hat die französische Regierung eine Untersuchung eröffnet. Die zuständige Wettbewerbsbehörde soll die geschlechtsspezifischen Preisunterschiede bei Produkten und Dienstleistungen untersuchen. Die Regierung hat Massnahmen angekündigt, falls die Untersuchung zum Schluss kommt, dass die Preisunterschiede nicht gerechtfertigt sind.
Verbot in Kalifornien
In den USA hat als erster Bundesstaat Kalifornien bereits 1996 geschlechtsspezifische Preisunterschiede verboten. Er ging damals davon aus, dass Frauen jährlich fast 1400 Dollars (1200 Euro, 1400 Franken) drauf zahlen. Der US-Anwalt Michael Cone hat später festgestellt, dass der Staat Produkte für Frauen bei der Einfuhr aus dem Ausland oft höher besteuert. Für Frauenschuhe beispielsweise sei die Einfuhrsteuer höher als für Männerschuhe. Mit dieser Steuerpolitik diskriminiere der Staat Frauen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine