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Aktivistinnen befestigten die Abtreibungspillen an einer Drohne. © Women on Waves

Drohne bringt Abtreibungs-Pillen nach Polen

fs /  Polen hat ein restriktives Abtreibungsrecht. Dieses haben Aktivistinnen mit einer Drohne ausgehebelt. Nun ermitteln die Behörden.

Mit einer Drohne hat die niederländische Stiftung «Women on Waves» zwei Päckchen Abtreibungspillen über die Oder nach Polen geschickt. Die Berliner Gruppe «Ciocia Basia» unterstützte die Aktion zusammen mit polnischen Frauenrechtsorganisationen.
Deutsche Polizei ermittelt
Der Flug dauerte 60 Sekunden. Am anderen Ufer der Oder übergaben Aktivistinnen die Abtreibungspillen an zwei Frauen, die ihre Schwangerschaft abbrechen wollten. Der Flug selber hat keine rechtlichen Konsequenzen. In Deutschland und in Polen sind Drohnen unter fünf Kilo Gewicht nicht genehmigungspflichtig, wenn sie in Sichtweite fliegen. Doch die deutsche Polizei ermittelt nun wegen Verstosses gegen das Arzneimittelgesetz, weil die Abtreibungspille verschreibungspflichtig ist. Laut «Women on Waves» lag eine ärztliche Verschreibung vor.
Zehntausende illegale Abtreibungen
In Polen gibt es offiziell jährlich 774 legale Abtreibungen. «Women on Waves» schätzt, dass jährlich mindestens 48’000 illegale Eingriffe vorgenommen werden. Wer es sich leisten kann, fährt für eine Abtreibung ins Ausland. In Polen ist der Schwangerschaftsabbruch nur in Ausnahmefällen möglich: Nach einer Vergewaltigung, bei Inzest, wenn das Baby schwer geschädigt ist oder wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Polen gehört damit mit Irland, Malta, Liechtenstein und Andorra zu denjenigen europäischen Ländern mit der strengsten Gesetzgebung.
Spektakuläre Aktionen
Die Stiftung «Women on Waves» ist für spektakuläre Aktionen bekannt, mit denen sie für das Recht aller Frauen wirbt, selber über ihren Körper entscheiden zu können. Jahrelang steuerten die Aktivistinnen mit ihrem «Abtreibungsschiff» Länder mit Abtreibungsverboten an, um auf dem Schiff in internationalen Gewässern Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen.
Information über Abtreibungspille
Seit es in den meisten europäischen Ländern eine Fristenregelung gibt, steht die Information über die Abtreibungspille im Fokus der Arbeit. Laut «Women on Waves» wissen viele Frauen nicht, dass sie in den ersten Wochen mit der Abtreibungspille eine sichere Abtreibung zuhause selber durchführen können. Frauen würden ein höheres Risiko eingehen, wenn sie illegal abtreiben, als wenn sie die Abtreibungspille schlucken. Sichere Abtreibungen seien ein Menschenrecht, das niemand Frauen vorenthalten dürfe.


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