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Eine Iranerin zeigt sich auf Facebook mit unbedecktem Haar. © Facebook

Facebook-Kampagne gegen Kopftuch-Zwang

fs /  Mutige Iranerinnen rufen zum Kopftuch-Boykott auf. Auf Facebook lassen sie sich ohne Kopftuch abbilden.

Initiantin der Facebook-Seite «Heimliche Freiheit» ist die iranische Journalistin Masih Alinejad, die heute im Exil in Grossbritannien lebt. Sie habe dreissig Jahre lang ihr Haar in der Öffentlichkeit, aber auch in Anwesenheit ihres Vaters verhüllt, schrieb Alinejad auf Facebook. Viele Frauen hätten begonnen, zu Hause und auf den Feldern ohne Kopftuch zu arbeiten. Nun gehe es darum, diese Freiheit auch in der Öffentlichkeit für sich zu beanspruchen. Die 37-Jährige veröffentlichte auf ihrer persönlichen Facebook-Seite Fotos von sich ohne Kopftuch. Sie erhielt Tausende Likes und so viele Fotos von Iranerinnen ohne Kopftuch, dass sie entschied, eine spezielle Facebook-Seite zu eröffnen.
«Mein Problem ist, keine Wahl zu haben»
«Heimliche Freiheit» hat mittlerweile rund 230’000 Likes. Über 150 Frauen haben ein Foto von sich ohne Kopftuch veröffentlicht – am Strand, im Auto, in der Natur, allein oder mit ihrem Partner. Dazu Sätze wie: «Ich habe mein Kopftuch ausgezogen. Ich liebe es auch, die Sonne und den Wind im Haar zu spüren. Ist dies eine grosse Sünde?» Oder: «Mein Problem ist nicht, das Kopftuch zu tragen. Mein Problem ist, keine Wahl zu haben.» Gegenüber der BBC sagte Masih Alinejad, dass die meisten dieser Frauen keine Frauenrechtsaktivistinnen seien, sondern «gewöhnliche» Frauen, die aus ihren Herzen sprechen.
Kontroverse um Kleidervorschriften
Die Kleidervorschriften im Iran schreiben Frauen vor, weite Kleider und dunkle Farben zu tragen und das Haar zu bedecken. Wer sich nicht daran hält, kann von der Sittenpolizei angehalten und mit einer Busse oder Gefängnis bestraft werden. Präsident Hassan Rohani hatte letzten Herbst die Polizei aufgefordert, gegenüber Frauen ohne Kopftuch zurückhaltend zu sein. Doch kürzlich haben einige Tausend Konservative an einer unbewilligten Demonstration in Teheran verlangt, die Kleidervorschriften rigoroser durchzusetzen. Der «Standard» schrieb von einem «ausgewachsenen Kulturkampf». Dessen Schlachtfeld sei «das tägliche Leben der Iraner und noch mehr der Iranerinnen».

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