Liste mit Antifeministen schon wieder offline
«Agent*In» (Anti-Gender-Networks Information) heisst ein «kritisches Online-Lexikon zum Antifeminismus», welches das Gunda-Werner-Institut Mitte Juli online geschaltet hatte. Die Webseite, die wie das Online-Lexikon Wikipedia konzipiert wurde, sollte das Netzwerk von Organisationen und Personen, die antifeministische Positionen vertreten, sichtbar machen. Ihr Einfluss in der Öffentlichkeit sei in den letzten Jahren gestiegen und stosse zunehmend auch in der gesellschaftlichen Mitte auf Akzeptanz, begründete das Institut der grünennahen Heinrich-Böll-Stiftung sein Vorgehen. Doch bereits drei Wochen später hat das Institut «Agent*in» wieder vom Netz genommen. Die gewählte Form habe die Auseinandersetzung mit dem Thema Antifeminismus überlagert. Deshalb werde die Seite nun überarbeitet.
Öffentlich zugängliche Quellen
Auf der Webseite zu finden waren fundamentalistische Organisationen, rechtskonservative Parteien und Gruppen und Einzelpersonen, die sich antifeministisch geäussert haben. Alle Angaben wurden aus öffentlich zugänglichen Quellen zusammengetragen. Unklar ist hingegen, wer die Liste nach welchen Kriterien erstellt hat. Um die Autorinnen und Autoren vor antifeministischen Angriffen zu schützen, nennt das Institut sie nicht mit Namen. Die Geschlechterforscherin Mara Kastein von der Universität Frankfurt findet die Liste trotzdem zulässig. Sie stelle nur zusammen, was öffentlich zugänglich sei, sagte sie dem Jugendmagazin «Vice»: «Es geht hier um das Ziel, über Anti-Feminismus aufzuklären, Verbindungen und Netzwerke aufzuzeigen, die es wirklich gibt.»
Argumente statt Blossstellen
Doch die Reaktionen waren heftig und kamen von allen Seiten des politischen Spektrums. Rechte sprachen von einem Pranger, der denunziere, verleumde und anschwärze. Kritik an der Personenliste kam auch von feministischer Seite. Aufgrund der historischen Erfahrung sei es nicht gut, Listen von Menschen wegen ihrer politischen Gesinnung anzulegen, schrieb Kolumnistin Margarete Stokowski im «Spiegel». Die Antifeministen würden solche Listen anlegen und «man sollte es ihnen nicht gleichtun». Die feministische Publizistin Antje Schrupp schrieb im «Standard», man müsse Antifeministen mit Argumenten zu Fall bringen und nicht durch Blosstellen. «Ich will das Argument widerlegen, nicht den Autor oder die Autorin adressieren.»
Keine Informationen in der Wikipedia
In der Wikipedia endet die Information über den Antifeminismus mit dem Nationalsozialismus. Der Soziologe Andreas Kemper, Mitglied des «Agent*In»-Redaktionsteams, hat nach eigenen Angaben schon vor zehn Jahren versucht, die Geschichte des Antifeminismus weiterzuschreiben. Doch sein Beitrag sei sofort wieder gelöscht worden, sagte Kemper der «Tageszeitung». Wikipedia sei ein «Männerprojekt», bei dem auch Antifeministen als Autoren mitmachen. Beiträge oder Änderungen von Feministinnen würden jeweils sofort gelöscht.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine