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Ärztin Natalie Urwyler fordert, dass Väter zu Hause Mütter entlasten können. © srf

Ärzte-Appell an Privatwirtschaft: «Stellt die Väter frei!»

Monique Ryser /  Spitäler und Praxen sind auf die Mütter als Ärztinnen, Pflegerinnen, Putzfrauen und Köchinnen angewiesen - trotz Schulschliessung.

Die Schliessung der Schulen stellt viele berufstätige Eltern vor Probleme. Vor allem diejenigen, die in Berufen arbeiten, die zur Krisenbewältigung gefordert sind. In der Schweiz haben zwar viele Kantone, zum Beispiel Wallis, Bern oder Zürich, angekündigt, Betreuungsangebote zur Verfügung zu stellen. Aber auch die Privatwirtschaft könnte einen sinnvollen und effizienten Beitrag leisten, vor allem Branchen, die zurzeit nicht zur Grundversorgung gehören.
Im Wallis haben die Ärztin Natalie Urwyler und ihr Kollege Simon Fluri deshalb einen Appell lanciert: «Um den im Gesundheitswesen arbeitenden Müttern die Rückkehr an den Arbeitsplatz zu ermöglichen, ist es unerlässlich, dass Väter, die in weniger akut notwendigen Berufen arbeiten, zur Betreuung der eigenen Kinder freigestellt werden. Dies könnte ein Beitrag dazu sein, den drohenden Versorgungsnotstand im Gesundheitswesen zu entschärfen», so der Appell. Die Ärzte-Initiative wird vom Direktor des Spital Wallis, Eric Bonvin, unterstützt.

«Nicht nur Medizin, auch Reinigung und Verkauf»

«Dabei geht es nicht nur um das medizinische Personal und um die Pflege», betont Natalie Urwyler. «Das Reinigungspersonal arbeitet seit Wochen sehr hart und ist äusserst wichtig für die Hygiene. Spitalbereiche, in denen Corona-Patientinnen und -Patienten therapiert werden, brauchen eine viel intensivere Reinigung beziehungsweise Dekontamination. Es geht aber auch um Angestellte in den Spitalküchen, in der Spitalwäscherei, der Sterilisation sowie um Apothekerinnen, medizinische Praxisassistentinnen, Hebammen und so weiter. In all diesen Bereichen arbeiten bis zu 80 Prozent Frauen.» Auch ausserhalb des Gesundheitswesens rücken plötzlich Berufe in den Vordergrund, ohne die die Schweiz nicht mehr funktioniert: Verkäuferinnen und Angestellte im Lebensmittelbereich – auch das Berufe mit hohem Frauenanteil (bei den Detailhändlern Migros und Coop je rund 63 Prozent). «Sie müssen sicher sein können, dass ihre Kinder gut betreut sind, denn die Schweiz braucht diese Frauen jetzt,» so Urwyler.

Junge Medizinerinnen in der Mehrzahl

Im Gesundheitswesen arbeiten überdurchschnittlich viele Frauen. Von den insgesamt rund 38’000 Ärztinnen und Ärzten sind über 16’000 Frauen (43 Prozent), in der Alterskategorie der 30- bis 39-Jährigen sind es gar über 60 Prozent (Quelle: FMH). Das ist auch die Alterskategorie, die häufig noch kleine Kinder hat. Auch beim Pflegepersonal (Pflegefachleute: Arbeiten ohne Murren, trotz Gefährdung) mit rund 120’000 Beschäftigten sind die Mehrheit Frauen.
Die Erwerbsquote der 25- bis 39-jährigen Frauen beträgt in der Schweiz 88 Prozent. Viele davon arbeiten Teilzeit und viele davon in Branchen, die von zentraler Wichtigkeit sind.

Auch die Armee, die vorerst mit einem Spitalbataillon einrückt, ist auf Frauen angewiesen. Der Rotkreuzdienst stellt Fachfrauen zur Ausbildung der Soldaten zur Verfügung, wie Brigitte Rindlisbacher, Chefin des Rotkreuzdienstes, erklärt. Insgesamt stellt der Dienst rund 250 medizinische Spezialistinnen zur Verfügung, die Dienst leisten können, vor allem aber mit mehrtägiger Ausbildung dazu beitragen, dass zusätzliche Hilfe für das Gesundheitswesen zur Verfügung steht.

Arbeitgeberverband will mithelfen
Auf Anfrage sagt der Arbeitgeberverband zur Forderung nach Freistellung von Vätern: Zuerst gelte es nun, die staatlichen Angebote abzuwarten. Aber: «Wir stehen – auch mit Blick auf die Ressourcenfrage in den drei Branchen Gesundheit, Reinigung und Lebensmittel – mit unseren diesbezüglichen Mitgliedern in der Task Force CoVi in engem Kontakt.» Sollten die Betreuungsangebote nicht ausreichen, oder die Kapazitäten in den erwähnten Branchen sehr rasch erhöht werden müssen, werden selbstverständlich auch weitere Massnahmen – auch die oben genannten – geprüft», so Direktor Roland A. Müller.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf infosperber.ch


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