Arbeitsbedingungen von Textilarbeiterinnen veröffentlicht
Die Datenbank «Better Factories Cambodia’s Transparency Database» macht öffentlich, ob Fabriken in Kambodscha grundlegende Arbeitsstandards wie den Mindestlohn, die Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern, Mutterschutz-Bestimmungen und Sicherheitsvorgaben wie unversperrte Notausgänge einhalten. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat die Datenbank online gestellt.
Die ILO will mit der Transparenz Druck auf die Fabriken machen. Jason Judd hat sie aufgebaut: «Ab sofort sind die Daten der Zulieferer für alle zugänglich. Die Markenhersteller werden daher wiederum Druck auf ihre Zulieferer ausüben, sich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten.»
Textilindustrie beschäftigt vor allem Frauen
Die Textilbranche ist für Kambodscha mit Abstand die wichtigste Export-Industrie. Etwa 600’000 Personen arbeiten für sie. 90 Prozent der Beschäftigten sind Frauen. Sie kämpfen seit Jahren und oft unter Lebensgefahr für bessere Arbeitsbedingungen. Sie fordern unter anderem einen Lohn von 160 US-Dollar (123 Euro, 147 Franken) im Monat. Seit Anfang dieses Jahres verdienen sie umgerechnet 100 Dollar (77 Euro, 92 Franken). Zuvor waren es 80 Dollar. Nur in Bangladesch sind die Löhne in der Textilindustrie noch tiefer.
Auftraggeber bleiben unbekannt
In Kambodscha lassen grosse Ketten wie H&M, Levi’s, Gap, Wal-Mart, Puma und Zara produzieren. H&M begrüsste die Einrichtung der Datenbank. Dies zeige, dass die Regierung und die Textilindustrie die Wichtigkeit der Transparenz anerkennen würden. Bei welchen kambodschanischen Fabriken H&M produzieren lässt, bleibt jedoch im Dunkeln. Die Datenbank informiert nämlich nicht darüber, wer die Auftraggeber der Fabriken sind.
Ken Loo, Generalsekretär des kambodschanischen Textilverbandes (GMAC), hält nicht viel von der Transparenz: «Jeder sagt, das ist gut, weil Markenfirmen so etwas mögen. Wenn die Compliance, also Einhaltung von Regeln, tatsächlich so wichtig ist, warum hat dann Bangladesch nichts Vergleichbares?» Sogar nach dem Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes, bei dem letztes Jahr mehr als 1100 Menschen, grösstenteils Frauen, ums Leben kamen, sei der Textilexport von Bangladesch um 21 Prozent gestiegen. Compliance könne für die Modekonzerne also nicht so wichtig sein, zitierte ihn der «Standard».
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keine