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«Genug ist genug»: Karin Roland von «UltraViolet» hat den Boykottaufruf mitinitiiert. © fusion

Boykottaufruf bringt Grapscher zu Fall

fs /  Frauen sind mögliche Kundinnen. Aktivistinnen machen deshalb Druck auf Unternehmen, in einem sexistischen Umfeld keine Anzeigen mehr zu schalten.

In den USA hat der konservative TV-Sender «Fox News» seinen Starmoderator Bill O’Reilly entlassen. Er soll mehrere Frauen sexuell belästigt haben. Laut der «New York Times» hat er diesen Frauen insgesamt 13 Millionen US-Dollar bezahlt, damit sie nicht gegen ihn klagen und er weiter moderieren kann. Eine Kampagne, die Frauenrechtsaktivistinnen lanciert haben, hat O’Reilly nun doch noch den Job gekostet.

«Frauen wichtig für das Geschäft»
Die Aktivistinnen hatten grosse Werbekunden von «Fox News» aufgerufen, nicht mehr im Umfeld der Sendung von O’Reilly Anzeigen zu schalten. Über fünfzig Unternehmen sind diesem Aufruf gefolgt, darunter die Autobauer BMW, Daimler und Toyota, der Pharmakonzern Sanofi und der Versicherungskonzern Allstate. Als einer der ersten zog der deutsche Autobauer Daimler die Werbung für Mercedes zurück. «Die Anschuldigungen sind verstörend, und angesichts der Wichtigkeit von Frauen für unser Geschäft halten wir es derzeit nicht für ein geeignetes Umfeld, um dort unsere Produkte zu bewerben», sagte ein Mercedes-Sprecher gegenüber der «Welt». Daimler spricht derzeit mit der Kampagne «She’s Mercedes» gezielt Frauen an.

Zögerlicher Arbeitgeber
Das Medienunternehmen «21st Century Fox», zu dem «Fox News» gehört, reagierte lange nicht und verlängerte in Kenntnis der Vorwürfe sogar den Vertrag mit dem Starmoderator. Die zögerliche Haltung des Arbeitgebers ist nicht neu: Letztes Jahr musste Roger Ailes, damaliger Chef von «Fox News», zurücktreten. Mehrere renommierte Moderatorinnen hatten ihm vorgeworfen, sie jahrelang sexuell belästigt zu haben. «21st Century Fox» reagierte jedoch erst, als über 20 frühere Mitarbeiterinnen Belästigungs-Vorwürfe erhoben.

Druck auf Werbekunden
Der Druck auf Werbekunden ist ein effizientes Mittel, um Frauenrechte in Konzernen durchzusetzen. So haben Aktivistinnen auch Facebook zum Einlenken gebracht. Der Konzern hatte Seiten, die Gewalt gegen Frauen propagieren, mit dem Argument der «Meinungsfreiheit» lange toleriert. Erst nachdem Frauenrechtsaktivistinnen Werbekunden darauf aufmerksam gemacht hatten, dass ihre Banner auf solchen Facebook-Seiten erscheinen, lenkte der Konzern ein.


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