In Krisensituationen werden Frauen eher Chefinnen
In Island wurden Ende 2008 Elin Sigfusdottir und Birna Einarsdottir Chefinnen der verstaatlichten Grossbanken Landsbanki und Glitnir (heute: Íslandsbanki). Frauen müssten die Sauerei aufputzen, welche die Männer hinterlassen haben, hiess es damals. In den USA kam zur gleichen Zeit mit Mary Schapiro erstmals eine Frau an die Spitze der US-Börsenaufsicht SEC. Sie sei die richtige Person, um nach der Verhaftung des Milliardenbetrügers Bernard Madoff den Ruf der angeschlagenen Börsenaufsicht wieder herzustellen, schrieben Kommentatoren.
Chefinnen für kriselnde Unternehmen
Laut der Ökonomin Alison Cook und der Soziologin Christy Glass sind diese Berufungen keine Zufälle. Die Forscherinnen der Utah State University haben die Führungswechsel in den 500 grössten US-Unternehmen zwischen 1996 und 2010 analysiert und die Ergebnisse in der Zeitschrift «Strategic Management Journal» veröffentlicht. Danach gingen mehr als die Hälfte der Chefposten kriselnder Unternehmen mit negativer Eigenkapitalrendite (Return on Equity) an Frauen (30 Prozent) und Minderheiten (24 Prozent).
Chefposten an Männer
Ein anderes Ergebnis zeigt die Analyse aller Chefwechsel: Im untersuchten Zeitraum von 15 Jahren gab es insgesamt 608 Führungswechsel. Weniger als zehn Prozent der Chefposten gingen an Frauen oder Angehörige von Minderheiten.
Zeichen für Umbruch
Über die Gründe für die besseren Karrierechancen von Frauen bei kriselnden Unternehmen können die Autorinnen nur Vermutungen anstellen. Einerseits könne mit der Berufung einer Frau zur Chefin ein deutliches Zeichen für einen Umbruch gesetzt werden. Anderseits spielten Klischees eine Rolle. Frauen würden als glaubwürdiger gelten, wenn sie sich öffentlich für die Fehler eines Unternehmens entschuldigen. Wenn die Chefinnen die Unternehmen nicht rasch wieder aus der Krise führen können, werden sie durch weisse Männer mit «Erfahrung» ersetzt, heisst es weiter in der Studie.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine