Kritik verändert Geschlechterklischees
Dies geht aus neueren Studien hervor, schreiben Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg und der Organisationspsychologe Adam Grant in der «New York Times». Vorurteile seien in der Gesellschaft stark verankert. So würden Manager immer noch Männer bevorzugen, auch wenn Frauen gleich qualifiziert sind. Ein solches Verhalten schränke die Möglichkeiten für Frauen ein und entziehe Unternehmen talentierte Mitarbeiterinnen.
Hartnäckige Klischees
Die Psychologin Michelle Duguid von der Washington University in St. Louis und Betriebswissenschaftlerin Melissa Thomas-Hunt von der University of Virginia haben untersucht, ob Geschlechterklischees kleiner werden, wenn man sie ins Bewusstsein rückt. Sie informierten die einen Studienteilnehmende, dass Vorurteile selten seien, und erzählten den anderen, dass sie an der Tagesordnung seien. Letztere beurteilten Frauen darauf als familienorientiert und deutlich weniger karriereorientiert. Die Klischees hatten sich bei ihnen verfestigt.
Vorurteile benachteiligen Frauen
In einer weiteren Studie informierten Duguid und Thomas-Hunt die einen Manager, dass Geschlechterklischees selten seien, und erzählten den anderen, dass sie verbreitet seien. Dann gaben sie den Managern die Abschrift eines Anstellungsgesprächs einer Frau und eines Mannes zu lesen. An dessen Ende verlangte die Person, die sich bewarb, einen höheren Lohn und zusätzlichen Bonus. Diejenigen Manager, die informiert worden waren, dass Geschlechterklischees verbreitet seien, beurteilten die Frau als weniger sympathisch und waren weniger geneigt, sie einzustellen. Auf die Beurteilung des Mannes hatten die Informationen über Geschlechterklischees keinen Einfluss.
Verhaltensänderung nach Kritik
Wenn Geschlechterklischees verbreitet sind, sei der Anreiz klein, sie zu ändern, schreiben Sandberg und Grant. Es brauche deshalb zusätzlich die Kritik, dass Geschlechterklischees unerwünscht und inakzeptabel sind. Duguid und Thomas-Hunt haben die Manager nachträglich informiert, dass eine «überwiegende Mehrheit der Menschen versuchen, ihre Vorurteile zu überwinden.» Diese Information habe das Interesse für die weibliche Kandidatin deutlich erhöht.
Vorurteile überwinden
Menschen müssten ermutigt werden, ihre Vorurteile zu überwinden. Das gelte auch für die Frauen, schreiben Sandberg und Grant. Der Organisationspsychologe hat im Unterricht an der University of Pennsylvania die Untervertretung der Frauen in wichtigen Führungspositionen thematisiert. Trotzdem bewarben sich in den folgenden Monaten nicht mehr Studentinnen für eine Führungsposition. Ein Jahr später fügte er den Statistiken am Ende den Satz hinzu: «Ich will nicht, dass dies noch einmal passiert.» In den nächsten Monaten stieg die Zahl der Studentinnen, die sich für Führungsposition bewarben, im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. «Um erwerbstätige Frauen zu motivieren, müssen wir die Untervertretung von Frauen in Führungspositionen deutlich kritisieren und weibliche Führungskräfte unterstützen», empfehlen Sheryl Sandberg und Adam Grant.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine