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Erfreut: Die norwegischen Nationalspielerinnen Andrine Hegerberg und Caroline Graham Hansen (v.l.). © NFF tv

Revolutionär: Gleicher Lohn für Fussballerinnen

fs /  Erstmals entlohnt ein Land das Frauen-Nationalteam gleich wie die Männer-Mannschaft. Diese verzichten auf etwas Geld.

Weltweit als erstes Land setzt Norwegen bei den A-Teams der Nationalmannschaft die Lohngleichheit durch. Das Honorarbudget für das Frauen-Nationalteam wird ab dem kommenden Jahr auf insgesamt rund 640’000 Euro (700’000 Franken) pro Jahr erhöht. Es wird damit fast doppelt so hoch sein wie bisher.

Frauenteam fördern
Die Kosten übernehmen der nationale Fussballverband und die Männer-Nationalmannschaft. Deren Honorarbudget sinkt pro Jahr um rund 58’000 Euro (64’000 Franken). Dabei handelt es sich um Entschädigungen, welche die Nationalspieler für kommerzielle Aktivitäten im Rahmen der Länderspiele erhalten. Dies hat die norwegische Spielergewerkschaft Niso mit dem norwegischen Fussballverband (NFF) ausgehandelt, berichtet das englischsprachige norwegische Portal «The Local». Ziel ist es, das Frauenteam zu fördern, das an der EM im Juni erstmals bereits in der Vorrunde ausgeschieden ist.

«Wir Jungs sind privilegiert»
Stefan Johansen, Kapitän der Männer-Nationalmannschaft sagte, der Verzicht sei den Männern leicht gefallen: «Im Vergleich zu den Mädchen sind wir Jungs von vorneherein ziemlich privilegiert und es war nicht schwer, ja zu sagen und ein bisschen vom Marktbonus abzugeben, als die Anfrage von Niso und NFF kam.» Nationalspielerin Caroline Graham Hansen bedankte sich auf Instagram: Für die Männer sei das vielleicht eine «kleine Sache» – aber für den Frauenfussball sei es ein grosser Schritt. Ihre Kollegin Ingrid Moe Wold sagte, die besseren Bedingungen ermöglichten es den Nationalspielerinnen, stärker auf den Fussball zu fokussieren und mehr zu trainieren.

Kämpferische Nationalspielerinnen
In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Gehaltsproteste von Nationalspielerinnen gegeben. Zuletzt forderten Nationalspielerinnen aus Dänemark und Argentinien höhere Löhne. US-Fussballerinnen kämpfen seit Jahren dafür. In diesem Frühjahr erreichten sie eine erste Einigung mit dem Verband. Sie erhalten jetzt höhere Prämien und bessere Rahmenbedingungen, wenn sie mit der Nationalmannschaft unterwegs sind. Hängig bleibt eine Beschwerde wegen Diskriminierung, welche mehrere Spielerinnen letztes Jahr bei der zuständigen US-Bundesbehörde eingereicht haben. Sie verlangen Lohngleichheit, weil sie seit Jahren wesentlich erfolgreicher sind und mehr Umsatz erzielen als die Männer.

Grosse Lohnkluft
In der Schweiz, in Deutschland, Österreich und den meisten anderen Ländern gibt es bisher keine ernsthaften Forderungen nach Lohngleichheit für die Nationalteams. Die Lohnkluft ist enorm: So hätte ein deutscher Nationalspieler für den Gewinn der EM 2016 eine Prämie von 300’000 Euro (330’000 Franken) bekommen. Eine Nationalspielerin hätte sich mit 37’500 Euro (41’000 Franken) und damit einem Zehntel der Männer-Prämie begnügen müssen.

Lohngleichheit im Vereinsfussball
Im Vereinsfussball hat in Grossbritannien der von Fans geführte Verein Lewes FC im Sommer für Aufsehen gesorgt. Als erster halbprofessioneller Fussballklub der Welt hat er die Lohngleichheit für sein Männer- und Frauenteam eingeführt.


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