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Lohnkluft: Grossbritannien will mehr Transparenz. © bmfsfj

Transparenzpflicht offenbart Lohnkluft

fs /  Der Widerstand von Unternehmen, die Lohnkluft zwischen Frauen und Männern zu beziffern, ist gross. Das zeigt das aktuellste Beispiel.

In Grossbritannien mussten Grossfirmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden bis Anfang April die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern melden. Die Zahlen wurden nicht nur intern, sondern auch auf einer Webseite der Regierung veröffentlicht.

Drohung mit Sanktionen
Die geforderte Lohntransparenz stiess bei den Unternehmen auf grossen Widerstand. Viele bezifferten die Lohnkluft erst im letzten Moment, berichtet der «Guardian». Die Regierung drohte säumigen Unternehmen mit öffentlichem Pranger und unbegrenzten Bussen. Dabei haben sie von der verlangten Offenlegung nicht viel zu befürchten: Angestellte werden kaum erkennen können, ob sie persönlich zu wenig verdienen, da die Unternehmen bloss den Unterschied der durchschnittlich bezahlten Stundenlöhne und Boni angeben mussten.

Grosse Kluft bei Boni
Aus den Zahlen geht hervor, dass die Unterschiede insbesondere in der Finanzindustrie riesig sind: Die britische HSBC zahlt Frauen durchschnittlich 59 Prozent weniger Lohn. Die Boni sind durchschnittlich sogar 86 Prozent tiefer. Bei Barclays belaufen sich die Unterschiede auf 48 und 79 Prozent. Und bei Goldman Sachs auf 56 und 72 Prozent.

«Es bleibt viel zu tun»
Auch bei den Schweizer Grossbanken ist die Lohnkluft gross: UBS und Credit Suisse begründen dies mit dem hohen Männeranteil in gut bezahlten Funktionen mit Anspruch auf hohe Boni. «Unsere Ergebnisse sind stark beeinflusst durch den höheren Anteil von Männern in Kaderstellen», sagt CS-Finanzchef David Mathers. Das Lohngefälle sei «enttäuschend»: «Es bleibt viel zu tun.»
Bei der Credit Suisse (CS) erhalten Frauen einen durchschnittlich 39 Prozent tieferen Stundenlohn. Bei den Boni beträgt dieser Unterschied 70 Prozent. Bei der UBS belaufen sich die Unterschiede auf 31 und 57 Prozent. Ähnlich gross ist die Kluft bei der deutschen Commerzbank mit 36 und 55 Prozent.

Lohngleichheit durchsetzen
Einen grossen Schritt vorwärts machen will Frankreich: Unternehmen mit mindestens 50 Angestellten sollen ihre Gehälter überprüfen und Unterschiede eliminieren müssen. Versäumen sie dies, drohen saftige Bussen. Wenn das Parlament dem Gesetzesentwurf zustimmt, wird Frankreich weltweit zum zweiten Staat, der die Lohngleichheit durchsetzt.
In Island müssen Unternehmen mit mehr als 25 Beschäftigten seit Anfang dieses Jahres beweisen, dass sie gleiche Löhne für gleiche und gleichwertige Arbeit zahlen.


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