«Wir Frauen haben die Nase voll von Ausreden»
In der Stadt Bern soll der 8. März nur für die weiblichen Angestellten der städtischen Verwaltung arbeitsfrei werden. Einem entsprechenden Vorstoss stimmte das Parlament mit 33 Ja-Stimmen gegen 20 Nein-Stimmen bei 14 Enthaltungen knapp zu.
Drei zusätzliche Arbeitstage
Eingereicht hatten die Motion Tamara Funiciello (Juso), Christa Ammann (Alternative Linke) und Janine Wicki (Grüne Freie Liste). Sie argumentierten mit einem Lohnunterschied von 1,8 Prozent in der Verwaltung der Stadt Bern, der nicht durch unterschiedliche Qualifikationen und Stellen erklärbar ist. Der Lohnunterschied entspreche gut drei zusätzlichen Arbeitstagen für Frauen im Jahr. Ein Teil davon sollen die Frauen mit dem arbeitsfreien 8. März zurück erhalten. «Wir haben die Nase voll von Ausreden, wieso dass Frauen nicht den gleichen Lohn erhalten wie Männer», sagte Tamara Funiciello.
Lohnkluft sichtbar machen
Die Stadtregierung hatte den Vorstoss zur Ablehnung empfohlen. Im Parlament gingen die Meinungen auch innerhalb der Parteien weit auseinander. Befürworterinnen argumentierten, ein arbeitsfreier Tag für Frauen mache die Lohnungleichheit sichtbar und sei für die Frauen eine Teilkompensation. Wenn die Stadtregierung die unerklärbare Lohndifferenz behoben habe, falle er wieder weg.
Kritiker sprachen von Symbolpolitik. Ein arbeitsfreier Tag nur für Frauen spiele die Geschlechter gegeneinander aus und schaffe ungleiche Privilegien, sagte Benno Frauchiger (SP). Die konservative SVP sprach von einem statistischen Zufall. Es gebe keine Lohnkluft. Ein arbeitsfreier Tag nur für Frauen diskriminiere Männer.
Klare Ablehnung
In der Stadt St. Gallen wird der 8. März für Mitarbeiterinnen der Stadt nicht arbeitsfrei. Dies hat das Parlament mit der klaren Mehrheit von 32 zu 23 Stimmen entschieden und ist damit der Empfehlung der Stadtregierung gefolgt. Drei Stadtparlamentarierinnnen hatten verlangt, dass der Frauentag für weibliche Angestellte der städtischen Verwaltung arbeitsfrei wird, bis der nicht erklärbare Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern verschwunden ist. Die Stadtregierung hatte den Vorschlag abgelehnt. Es gebe bessere Massnahmen, um die Lohnkluft zu schliessen.
Druck machen
Die Argumente in der Parlamentsdebatte waren ähnlich wie in Bern: Mit-Initiantin Andrea Hornstein (Politische Frauengruppe) sagte, der arbeitsfreie Tag für Frauen soll ein Zeichen setzen und Druck auf die Regierung machen. Wenn es keine unerklärbare Lohndifferenz mehr gebe, entfalle er wieder. Doch die konservative Parlamentsmehrheit setzte sich im Parlament klar durch. Ein arbeitsfreier Tag nur für Frauen diskriminiere Männer. Zudem sei unklar, ob es überhaupt eine nicht erklärbare Lohnkluft gebe.
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keine