Alte Rollenbilder: Schule verbietet «Dornröschen»
In Spanien können Kinder im Alter zwischen null und sechs Jahren freiwillig eine Vorschule (Educación Prescolar) besuchen. An der staatlichen Tàber-Schule in Barcelona umfasste die Bibliothek für diese Altersgruppe rund 600 Bücher. Eine Arbeitsgruppe von Eltern hat diese Bücher überprüft und 200 aussortiert, weil sie veraltete Rollenklischees propagieren und keinen pädagogischen Wert haben.
«Kleinkinder saugen alles auf»
Anna Tutzó von der Arbeitsgruppe sagte in «El Pais», dass Kinder unter sechs Jahren alles aufsaugen. Wenn Bücher veraltete Geschlechterbilder propagieren, werden diese für die Kleinkinder zur Norm. Als klischeehaft definierte die Arbeitsgruppe beispielsweise Geschichten über Männer, die Frauen retten, und Geschichten mit gewalttätigen Situationen, in denen sich der Junge gegen das Mädchen durchsetzt. Zu den aussortierten Büchern gehören bekannte Märchen wie «Rotkäppchen» und «Dornröschen» und die Legende des populären Heiligen «Sant Jordi», Schutzpatron Kataloniens. Auch Lernbücher über Sprache, Farben oder Bräuche entfernte die Arbeitsgruppe, falls sie veraltete Rollenbilder propagieren.
Andere Schulen überprüfen Bibliotheken ebenfalls
Andere Schulen in Barcelona überprüfen ihre Bibliotheken nun ebenfalls. Estel Clusella, Vorsitzende einer Arbeitsgruppe von Eltern an einer anderen Schule, sagte laut «El Pais»: «Mit fünf Jahren haben sich die Rollenbilder bei Kindern bereits verfestigt. Sie haben gelernt, was es heisst, ein Junge oder ein Mädchen zu sein. Deshalb ist es entscheidend, ihnen bereits ab dem Säuglingsalter modernere Rollenbilder aufzuzeigen.»
Weniger Zensur für ältere Kinder
An der Tàber -Schule will die Arbeitsgruppe nun auch die Bibliothek für ältere Kinder unter die Lupe nehmen. Die Kriterien werden allerdings weniger streng sein. Ältere Kinder können lernen, Geschlechterklischees in Büchern zu erkennen und zu hinterfragen, sagt Tutzó.
Nebenrollen für Mädchen
In den 100 beliebtesten englischsprachigen Bilderbüchern für Kleinkinder spielen männliche Figuren doppelt so oft eine tragende Rolle wie weibliche. Zudem haben Buben und Männer viel häufiger Sprechrollen. Dies zeigte im letzten Jahr eine Untersuchung im Auftrag des britischen «Observer» Solche Bücher vermitteln Kindern die Botschaft, dass in der Gesellschaft Jungen die Hauptrollen und Mädchen die Nebenrollen einnehmen, sagte Kinderbuchkünstlerin und -autorin Lauren Child im «Guardian»: «Es ist für Mädchen sehr schwer, sich gleichberechtigt zu fühlen.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine