Herkunft bremst Mädchen weniger
Mädchen können besser lesen und Jungen besser rechnen: Solche verallgemeinernde Aussagen über die schulischen Leistungen von Jungen und Mädchen verstellen den Blick auf weitere Einflussfaktoren. Eine Studie des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) zeigt, dass die Leistungsunterschiede zwischen den Geschlechtern je nach sozialer Herkunft unterschiedlich gross sind.
Grösserer Einfluss bei Jungen
Mädchen aus besser gestellten Familien beispielsweise übertreffen in Mathematik die Leistungen von Jungen aus Familien mit tieferem sozio-ökonomischen Status. Und Jungen aus besser gestellten Familien sind im Lesen stärker als Mädchen aus Familien mit tieferem sozio-ökonomischem Status. Laut der Studie hat die soziale Herkunft bei den Jungen einen grösseren Einfluss als bei den Mädchen. Die schulischen Leistungen der Jungen sind deutlich besser, wenn sie aus einer Familie mit höherem sozio-ökonomischen Status kommen, und deutlich schlechter, wenn sie aus einer Familie mit tieferem Status kommen.
Fleiss gilt als unmännlich
Weshalb die soziale Herkunft bei Jungen die Leistungen stärker beeinflusst als bei Mädchen, untersuchte die Studie nicht. Das Forschungsteam vermutet, dass geschlechtsspezifische Vorurteile eine Rolle spielen könnten. In Familien mit tieferem sozio-ökonomischem Status könnte beispielsweise fleissiges Lernen als unmännlich gelten. Das Frauenbild hingegen variiere weniger stark mit der sozialen Herkunft, sagte Studienleiterin Josefine Lühe im «Standard».
Das Forschungsteam hat für die Studie Leistungstests von fast 4000 Schülerinnen und Schülern der sechsten Schulstufe von 90 Berliner Grundschulen analysiert. Ausgewertet wurden die Tests in Lesen, Mathematik und Englisch und Angaben der Eltern zu ihrem sozio-ökonomischen Status in Fragebögen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine