Bildschirmfoto 2024-03-23 um 12.51.55 Kopie

Lehrpersonen schätzen zu Beginn der Grundschulzeit die Fähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler oft falsch ein. © TC

Lehrkräfte zementieren Geschlechter-Klischees

fs /  Lehrpersonen unterschätzen von Anfang an Mädchen im Rechnen und beeinflussen damit deren Leistungsentwicklung. Dies geht aus einer internationalen Studie hervor.

Forschungsteams aus DeutschlandEngland und den USA haben dafür die Fähigkeiten in den Bereichen Sprache und Mathematik von insgesamt 17´000 Grundschülerinnen und Grundschülern regelmässig getestet. Zusätzlich befragten sie Eltern und Lehrpersonen. Ein Vergleich der Leistungen zu Beginn und am Ende der Grundschulzeit zeigt, dass geschlechtsspezifische Vorurteile der Lehrpersonen sich auf die Leistungsunterschiede zwischen den Geschlechtern langfristig auswirken. Die Fachzeitschrift «Social Science Research» hat die Studie veröffentlicht. 

Trugschluss aufgrund von Vorurteilen 
Für die Studie mussten die Lehrpersonen zu Beginn der Grundschulzeit die Fähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler im Lesen und Rechnen einschätzen. Anschliessend zeigten die Kinder in Tests, was sie tatsächlich können. Die Forschungsteams verglichen die Einschätzungen der Lehrkräfte mit den Test-Ergebnissen. Der Vergleich zeigte, dass die Einschätzungen der Lehrkräfte und die tatsächlichen Leistungen der Schülerinnen und Schüler oft voneinander abwichen. Diese Kluft hing «systematisch» mit dem Geschlecht der Kinder zusammen, sagt Co-Studienautorin Melanie Olczyk vom Institut für Soziologie der Universität Halle. «Im Bereich Sprache werden die Fähigkeiten der Mädchen eher überschätzt und die der Jungen unterschätzt, in der Mathematik ist es genau umgekehrt.»

Langzeitwirkung der Fehleinschätzungen
Am Ende der Grundschulzeit war in Deutschland der Vorsprung der Jungen in Mathematik grösser geworden. In England hatten die Mädchen den Vorsprung im sprachlichen Bereich ausgebaut. Für Olczyk und ihre Kolleginnen ist dies eine Folge der Einschätzungen von Lehrpersonen zu Beginn der Schulzeit, die nicht objektiv waren. «Wir konnten zeigen, dass die beobachteten Unterschiede in der Leistungsentwicklung zwischen Jungen und Mädchen zum Teil auf die verzerrten Lehrkrafturteile zurückgeführt werden können.» Das heisst: Weil Lehrkräfte zu Beginn der Grundschulzeit annehmen, dass Mädchen weniger gut rechnen können, sind die Jungen am Ende der Grundschulzeit tatsächlich besser. Umgekehrt hängen die Mädchen die Jungen im sprachlichen Bereich ab. 

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

IBAN: CH 0309000000604575581