Frauen fördern ist Ansichtssache
Dies geht aus einer schriftlichen Befragung von Professoren und Dozenten an zehn Universitäten in der Schweiz und an den beiden technischen Hochschulen hervor. Durchgeführt hat sie ein Team der Hochschule St. Gallen unter Leitung der Psychologin Julia Nentwich. Das Team befragte auch die Professorinnen und Dozentinnen, um die Aussagen der Männer einordnen zu können. Fast 700 Männer und 400 Frauen beantworteten die Fragen.
Für Professoren ist Gleichstellung weniger wichtig
Die Rücklaufquote war mit nur 14 Prozent zwar gering. Die Antworten seien trotzdem aufschlussreich, sagte Nentwich gegenüber der «NZZ am Sonntag». Professoren und Dozenten gaben an, Frauen zu fördern. Sie meinen damit aber vor allem ihre Studentinnen und nicht ihre Kolleginnen. Hauptargumente gegen ein grösseres Engagement für ihre Kolleginnen sind für eine Mehrheit der Männer, dass Leistung wichtiger sei als das Geschlecht und sie mit anderen Aufgaben ausgelastet seien. Ihre Kolleginnen meinen, dass Männer die Gleichstellung nicht für so wichtig halten und sich nicht dafür verantwortlich fühlen. Sie befürchteten Vorteile für Frauen und Nachteile für die eigene Karriere.
Diskrepanz in der Wahrnehmung
Aus der Befragung der Frauen geht laut Studienleiterin Nentwich hervor, dass Männer es oft gar nicht merken, wenn eine Kollegin wegen ihres Geschlechts Nachteile hat. Diese Diskrepanz zwischen weiblicher und männlicher Wahrnehmung sei das beherrschende Merkmal der Studie. So sagte eine klare Mehrheit der Männer (77 Prozent), sich für eine faire Regelung der Co-Autorenschaft bei wissenschaftlichen Beiträgen in Fachzeitschriften einzusetzen. Doch nur eine von fünf Frauen bestätigte dies (21 Prozent). Eine Mehrheit der Professoren und Dozenten sagte (68 Prozent), Nachwuchswissenschaftlerinnen auf wichtige Konferenzen aufmerksam zu machen und ihre Teilnahme finanziell zu unterstützen. Auch dieser Aussage stimmte nur eine von fünf Frauen zu.
Einblicke in den Alltag von Frauen
Professoren merken oft nicht, dass Kolleginnen diskriminiert werden. Generell wissen Männer kaum, was es im Alltag heisst, eine Frau zu sein, sagt der Kabarettist Christian Ehring: