Studenten unterschätzen Studentinnen
Studenten beurteilen ihre Kolleginnen als weniger sachkundig, auch wenn deren Leistungen genauso gut sind wie die Leistungen ihrer Kollegen. Dies geht aus einer Studie der University of Washington hervor, welche das Online-Fachjournal PLOS One veröffentlicht hat. Das Forschungsteam hat dafür rund 1700 Teilnehmende aus drei einführenden Biologiekursen an einer grossen US-Universität befragt. Die Studierenden mussten beurteilen, wie gut ihre Kolleginnen und Kollegen den Unterrichtsstoff verstehen. Und sie mussten bestimmen, wer in der Klasse die beste Leistung erbringt.
Männliche Klassenbeste
Einige Ergebnisse:
- Frauen schätzen die Leistungen von Frauen höher ein als Männer. Und Männer halten Männer für cleverer.
- Dieser Effekt ist jedoch unter Frauen viel weniger gross als unter Männern.
- Die Wahl des Besten eines Kurses fiel deutlich häufiger auf einen Studenten. In zwei Klassen waren Männer auf den ersten vier Plätzen der Klassenbesten, in der dritten Klasse waren sie auf den ersten drei Plätzen.
Fatale Folgen
Laut Co-Studienleiter Daniel Z. Grunspan brechen Frauen häufiger als Männer ein Studium in den Mint-Fächern ab (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Die Vorurteile gegenüber den Leistungen von Studentinnen könnten eine Erklärung dafür sein. Für das Selbstvertrauen junger Menschen sei entscheidend, dass die Kolleginnen und Kollegen und die Fakultätsmitglieder ihre Leistung anerkennen. Wenn diese ihnen zu wenig zutrauen, könne dies dazu führen, dass sie ihr Studium abbrechen.
Grunspan warnt zudem davor, dass sich die negativere Wahrnehmung der Leistungen von Frauen auch später auswirkt. Die Studierenden von heute würden später über Einstellungen und Beförderungen entscheiden und könnten auch dann noch die Leistungen von Frauen unterschätzen.
Vorurteile bremsen Frauen
Die Studie bestätigt das Ergebnis einer anderen US-Studie, die kürzlich veröffentlicht worden ist. Danach bremsen geschlechtsspezifische Vorurteile Frauen in bestimmten wissenschaftlichen Fächern.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine