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Sabine Hark befasst sich als einzige Professorin in Deutschland ausschliesslich mit Gender-Studies. © HU

Unis verurteilen Hetze gegen Forscherinnen

fs /  In Deutschland reagieren Uni-Rektoren auf Mord-und Vergewaltigungsdrohungen gegen Gender-Forscherinnen. Diese seien «inakzeptabel».

Anlass für die Attacken ist ein Interview mit der Soziologin Elisabeth Tuider über liberale Sexualpädagogik. Sie empfiehlt, im Sexualkundeunterricht nicht nur über Krankheiten, Schwangerschaft und Verhütung zu sprechen, sondern auch über Sexualpraktiken, Ängste, Vorurteile und Klischees. Nachdem das Interview im Sommer veröffentlicht worden war, wurde die Professorin mit Mord- und Vergewaltigungsdrohungen eingedeckt. «Noch vor dreissig Jahren hätte man so eine Alte in den Knast gesteckt und sie solange dort behalten, bis sie verrottet wäre», schrieb Bestseller-Autor Akif Pirinçci. Ein Anwalt schlug vor, «dieses Päderastenweib … im Gangbang-Style anal zu penetrieren». Ein Eduard Schritter hätte nichts dagegen, «diesen Genderlesben 8 x 9 mm in das dumme Gehirn zu jagen».

Angriff auf Gender Studies
Massive Drohungen gingen auch an Kollegen, die sich mit Tuider solidarisierten und zum respektvollen Dialog aufriefen. Einzelne Fachgesellschaften und Universitäten unterstützten die Betroffenen öffentlich. Die Drohungen seien nicht gegen einzelne Personen gerichtet, sondern ein Angriff auf das Fach Gender Studies. Kurz vor Jahresende reagierten die Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen mit einer gemeinsamen Erklärung. Die Attacken seien inakzeptabel: «Gerade die Gender Studies befördern die kritische Auseinandersetzung mit Diskriminierungen, die differenzierte Wahrnehmung sozialer Wirklichkeit und Ungleichheit und damit die Demokratisierung unserer Gesellschaft.» Ein fair und sachlich ausgetragener wissenschaftlicher Meinungsstreit sei das Lebenselixier einer Hochschule, nicht aber persönliche Diffamierungen und Angriffe auf ein Fach.

Ausdruck existenzieller Verunsicherung
Soziologin Sabine Hark von der Technischen Universität Berlin sagte im «Tagesspiegel», es sei neu, dass der professorale Status keinen Schutz mehr vor solchen Attacken biete. Für Soziologin Susanne Völker, Vorsitzende der Fachgesellschaft Gender Studies, sind die Angriffe Ausdruck existenzieller Verunsicherung. Arbeitsplätze und damit die eigene Existenz seien gefährdeter. Einzelne Männer würden ihre Unsicherheit über die Geschlechterfrage austragen. Sogar seriöse Medien würden immer wieder versuchen, Gender Studies als unwissenschaftlich darzustellen.

Nur wenig Professuren
Laut Sabine Hark ist die Verunsicherung auch an den Universitäten spürbar. Kollegen hätten das Gefühl, überall würden auf Kosten anderer Fächer Gender-Studies-Lehrstühle eingerichtet. Statistisch trifft dies nicht zu, sagt Susanne Völker: Sabine Hark habe in Deutschland die einzige Professur inne, die sich ausschliesslich mit Gender Studies befasst. 160 Professuren hätten innerhalb ihrer Disziplin einen Gender-Schwerpunkt. Das seien nur 0,4 Prozent aller Professuren. Völker: «Dass die Gender Studies etwas erreicht haben, wird schon als Angriff gewertet.»


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