Wissenschaftler boykottieren Debatten unter Männern
Auf Twitter haben renommierte spanische Akademiker das Manifest «Nicht ohne Frauen» (No Sin Mujeres) veröffentlicht. Darin heisst es: «Die Mitglieder dieser Liste verpflichten sich öffentlich, an keiner akademischen Veranstaltung und an keinem Runden-Tisch-Gespräch mit mehr als zwei Personen teilzunehmen, bei denen nicht mindestens eine Frau als Expertin dabei ist.»
Quote umsetzen
Weiter heisst es im Manifest, das spanische Gleichstellungsgesetz aus dem Jahr 2007 müsse endlich umgesetzt werden. Dieses bezieht sich zwar nicht ausdrücklich auf Podiumsdiskussionen, schreibt aber eine Mindest-Frauenquote von 40 Prozent in Politik und Wirtschaft vor. José Ignacio Conde-Ruiz, Mitinitiant und Ökonom an der Universität Complutense in Madrid, sagte gegenüber «El Pais», die Akademiker hätten ursprünglich im Manifest eine ähnliche Quote vorschlagen wollen. Sie hätten sich jedoch für ein Minimum (mindestens eine Frau) entschieden, weil es in einigen akademischen Disziplinen sehr wenig Frauen gibt.
Hunderte Unterschriften
Unterschreiben sollen das Manifest nur Männer, da Frauen den Mindestanteil bereits erfüllen, wenn sie an einem Podium als Expertin teilnehmen, sagt Conde-Ruiz. Mittlerweile haben über 600 Akademiker das Manifest unterzeichnet. Sie arbeiten im In- und Ausland an Universitäten, an Forschungseinrichtungen, bei der Weltbank und der spanischen Zentralbank.
Virtueller Pranger
Seit drei Jahren können reine Männerveranstaltungen virtuell an den Pranger gestellt werden. Auf dem Blog «All Male Panels» können Fotos oder Dokumente von reinen Männer-Veranstaltungen veröffentlicht und mit dem «David-Hasselhoff-Siegel» gekennzeichnet werden. «Baywatch»-Star Hasselhoff gilt als Inbegriff der traditionellen Männlichkeit.
In der Schweiz hat vor anderthalb Jahren SP-Politiker Cédric Wermuth angekündigt, dass er nicht mehr an Podiumsdiskussionen ohne Frauen teilnimmt.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine