Wenn ein Mann Diskriminierung beklagt
Eine Analyse des Internet-Vergleichsportals «Comparis» hat ergeben, dass Männer bei der Autoversicherung durchschnittlich 1,3 Prozent höhere Prämien als Frauen zahlen. Das hat «Blick»-Autoredaktor Timothy Pfannkuchen empört. «Comparis»-Mobilitätsexpertin Andrea Auer pflichtete ihm bei: «In Zeiten von Gleichberechtigungs-Debatten sind geschlechterbasierte Versicherungsprämien aus der Zeit gefallen.» Solche Prämien gebe es beispielsweise bei einer Rechtsschutz- oder der Krankenkassen-Grundversicherung nicht.
25 Prozent höhere Prämien für Frauen
Was Auer verschwieg: Bei den Zusatzversicherungen dürfen die Krankenkassen von Frauen höhere Prämien verlangen und sie machen das auch. So hat eine Analyse von «Comparis» Ende letzten Jahres ergeben, dass junge Frauen für die Zusatzversicherung «Spital allgemein ganze Schweiz» durchschnittlich 25 Prozent mehr Prämie zahlen müssen als junge Männer. Bei den 50-Jährigen betrage der Unterschied immer noch 12 Prozent. Da wirken die 1,3 Prozent Unterschied bei den Autoversicherungen ziemlich unerheblich.
«Absurd» – auch bei Frauen
Krankenkassen argumentieren wie die Autoversicherer mit dem höheren Risiko: Frauen leben länger und gehen häufiger zur Ärztin. Bei den Autoversicherungen heisst es, Männer verursachen mehr Unfälle. Das sei «absurd», meinte der «Blick»-Autoredaktor und zitierte wiederum Andrea Auer von «Comparis»: «Ist ein Lenker unfallfrei, bezahlt er dennoch möglicherweise eine höhere Prämie.» Das ist bei Krankenkassen-Zusatzversicherungen nicht anders: Frauen, die nicht häufig zur Ärztin gehen oder nicht alt werden, zahlen trotzdem höhere Prämien in der Zusatzversicherung. Sogar wesentlich höhere, wie «Comparis» selber feststellte.
In der EU sind geschlechtsspezifische Prämien seit zehn Jahren grundsätzlich verboten.