Kirk-Witwe: Hausfrauen-Ideologie als Geschäftsmodell
Anfang September wurde der radikale amerikanische Polit-Aktivist Charlie Kirk ermordet. An der Abschiedsfeier für ihn verkündete seine Witwe Erika Kirk, dass sie die neue Geschäftsführerin seiner reaktionären Jugendbewegung «Turning Point USA» sei. Das widerspricht fundamental dem, was sie als Antifeministin in Podcasts und Interviews propagiert: Das Ideal der traditionellen Ehefrau (Tradwife), die sich um den Haushalt und die Kinder kümmert und nicht nach Macht strebt. Dabei beruft sie sich auf die Bibel. Für sie selber gilt das offensichtlich nicht.
Inszenierung als traditionelle Ehefrau
Das mag auch daran liegen, dass sie schon vor der Ermordung ihres Mannes nicht so lebte, wie sie es propagierte. Die studierte Politologin und Juristin heiratete erst mit 33 und bekam erst Mitte 30 ihre Kinder. Beides widerspricht dem von ihr propagierten Frauenbild. Zudem hatte sie seit Jahren ein eigenes Modelabel und einen Podcast, mit denen sie viel Geld verdiente.
Hausfrauen-Propaganda als lukratives Geschäft
Das Beispiel von Erika Kirk zeigt, dass die traditionelle Ehefrau eher ein Geschäftsmodell von Unternehmerinnen ist als ein Lebensstil. Influencerinnen wie Erika Kirk verdienen mit der Propaganda traditioneller Geschlechterrollen viel Geld. Das trifft auch auf andere Tradwife-Influencerinnen zu, wie beispielsweise Hannah Neeleman. Wie Erika Kirk hat auch sie einen Titel als Schönheitskönigin. Und auch sie propagiert traditionelle Geschlechterrollen. Neeleman hat rund 10 Millionen Followerinnen und Follower auf Instagram. Die Plattform HypeAuditor schätzt ihre monatlichen Einnahmen aus Instagram auf über 25’000 US-Dollar.
Widerspruch zum eigenen Lebensstil
Erfolgreiche Tradwife-Influencerinnen wie Kirk und Neeleman erreichen Millionen Followerinnen und Follower. Sie werben für Produkte wie Ratgeber, Make-up, Küchenutensilien oder Kleidung, die zum Hausfrauen-Dasein passen. Die Hausfrauen-Propaganda ermöglicht es den Tradwife-Influencerinnen also, finanziell unabhängig zu werden. Dies steht jedoch im Widerspruch zu ihrer Propaganda für die Hausfrau, die auf eine berufliche Karriere verzichtet und sich stattdessen um Haushalt und Familie kümmert.
Antifeministinnen profitieren von Feministinnen
Tradwife-Influencerinnen distanzieren sich vom Feminismus. Doch sie profitieren von den Kämpfen früherer Generationen, die sich für gleiche Rechte, Zugang zu Universitäten, Arbeitsplätzen und medizinischer Versorgung eingesetzt haben, schreibt «Spiegel Online». Man könne das als verlogen bezeichnen oder positiv deuten. Selbst Erzkonservative profitieren von feministischen Errungenschaften, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen.

