Männer und Frauen sind praktisch gleich

fs /  Die Unterschiede zwischen Frau und Mann sind kleiner als Vorurteile behaupten. Viel prägender ist der individuelle Charakter.

Frauen, die sich für Mathematik interessieren, und Männer, die Empathie zeigen, sind keine Seltenheit. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind viel kleiner als gängige Geschlechterklischees vorgeben. Zu diesem Schluss kommt eine US-Metastudie, welche die renommierte Fachzeitschrift «Journal of Personality and Social Psychology» veröffentlicht hat. Danach sind die Unterschiede zwischen einzelnen Personen grösser als zwischen den beiden Geschlechtern. Nicht das Geschlecht, sondern der individuelle Charakter präge eine Person, sagt Co-Autor Harry Reis, Psychologe an der Universität von Rochester.
Er hat zusammen mit der Psychologin Bobbi Carothers von der Washington University in St. Louis die Befragungen aus 13 älteren Studien, die alle grosse Geschlechtsunterschiede festgestellt hatten, neu ausgewertet. Zusätzlich machte das Forschungsteam eigene Befragungen.
So kamen die Antworten von über 13’000 Menschen zu 122 Eigenschaften von Persönlichkeit und Verhalten zusammen. Dazu gehören grundlegende Persönlichkeitseigenschaften wie Introvertiertheit, Extravertiertheit, Offenheit für neue Erfahrungen und Gewissenhaftigkeit. Das Forschungsteam fragte aber auch nach Freizeitbeschäftigungen, Kriterien bei der Partnerwahl, sexueller Treue, Abhängigkeit in Beziehungen, Empathie, Interesse an Naturwissenschaften und Ansichten und Gewohnheiten im Umgang mit anderen Menschen.
Frauen schminken sich, Männer schauen Pornos
Das Forschungsteam stellte zwar Unterschiede zwischen den Geschlechtern fest. Diese seien aber nur bei ganz wenigen Aktivitäten wie Schminken (Frauen), Boxen und Pornografie schauen (Männer) relevant. Ansonsten seien die Unterschiede viel kleiner als die Vorurteile es behaupten. Nicht einmal bei einer vermeintlich männlichen Kernkompetenz, der Durchsetzungsfähigkeit, gebe es gravierende Differenzen zwischen den Geschlechtern. Die Männer erzielten zwar etwas höhere Spitzenwerte. Im Durchschnitt sei das Verhalten von Männern und Frauen aber ähnlich. «Entgegen den Annahmen der Pop-Psychologie stimmt es auch nicht, dass Männer und Frauen qualitativ unterschiedlich über ihre Beziehungen denken», schreibt das Forschungsteam.
Die neue Studie bestätigt die Ergebnisse früherer Studien der Psychologin Janet Hyde von der Universität Wisconsin (USA), wonach die Geschlechterunterschiede nur sehr klein sind. Sie hat unter anderem mit einer Meta-Studie gezeigt, dass Mädchen im Durchschnitt mathematisch nicht weniger begabt sind als Jungen.

Die Studie «Men and Women Are From Earth» ist in Englisch im Internet.


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