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Sechseläuten 2010: Die Frauenzunft musste vor dem offiziellen Umzug durch die Stadt gehen. © GFZ

«Militante Emanzen» gehören an den Strassenrand

fs /  Die Mitglieder der Zürcher Frauenzunft seien «militante Emanzen», die nicht an den offiziellen Umzug der Zünfte gehören. Dies sagen konservative Zunftmitglieder.

In Zürich bemüht sich die Frauenzunft «Gesellschaft zu Fraumünster» seit Jahren um die Teilnahme am offiziellen Umzug der Zünfte durch die Stadt während des traditionellen Volksfestes Sechseläuten. Vor drei Jahren haben die ausschliesslich männlichen Zunftmitglieder dies mehrheitlich abgelehnt. Die liberale Zunft Constaffel lud in diesem Jahr die Frauenzunft als Gast ein, was bei den konservativen Zünften auf Kritik stiess. Im Herbst sollen die Zunftmeister nun entscheiden, ob eine solche Einladung in Zukunft weiterhin möglich sein soll.

Frauenfeindliche Kommentare

Konservative Zünfte haben im Frühjahr ohne Absprache mit den Zunftmeistern eine interne Umfrage unter den Zunftmitgliedern gemacht. Etwa die Hälfte der Zünfter soll geantwortet haben. 55 Prozent der Stimmenden lehnen die Teilnahme der Frauen grundsätzlich ab. Dem «SonntagsBlick» liegt die Umfrage mit den frauenfeindlichen Kommentaren der Zünfter vor. Darin ist von der «medienwirksamen Selbstdarstellung militanter Emanzen» die Rede. Diese hätten einzig als Zuschauerinnen am Strassenrand etwas zu suchen. «Die Weiber sollen uns endlich einmal in Ruhe lassen.» Die Gesellschaft zu Fraumünster könne «als reine Frauenorganisation nur ein Handwerk vertreten, nämlich das älteste». Wenn die Frauen mitlaufen wollen, «dann nur Ordensfrauen, die ihr Keuschheitsgelübde auch einhalten». Das Sechseläuten brauche «diese Damen» nicht: «Wir kommen auch gut ohne sie zurecht.» Und: «Wir müssten die Kühnheit besitzen, uns diesem eigentlichen Fanatismus zu widersetzen».

Zünfte gespalten

Von den 26 Zünften sprachen sich laut «SonntagsBlick» Weggen, Widder, Kämbel, Riesbach, Drei Könige, Wollishofen, Hard, St. Niklaus und Witikon klar gegen eine Teilnahme der Frauenzunft am offiziellen Umzug aus. Die Zünfte Constaffel, Meisen und Schmiden hingegen wollen die Frauenzunft mitmachen lassen. Regula Zweifel, Präsidentin der Frauenzunft, sagte gegenüber dem «Tages-Anzeiger», dass die Frauen bei der Stadt eine Demonstrationsbewilligung beantragen und dem offiziellen Umzug vorausgehen werden, falls sie nicht mehr eingeladen werden dürfen.

Frauenzunft darf Flagge zeigen

Die Stadtregierung, welche die Bewilligung für den Umzug auf öffentlichem Grund erteilen muss, verzichtete bisher darauf, den Zünften die Integration der Frauen vorzuschreiben. Sie hat jedoch kürzlich die Flagge der Frauenzunft in das städtische Beflaggungsreglement aufgenommen. Damit wird in Zürich an Festanlässen neu auch die Flagge der Frauenzunft gehisst, was konservative Zunftherren als Provokation empfinden.


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