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Einige «Trans-Ideologen» verwischen bewusst den Unterschied zwischen biologischem Geschlecht (sex) und kultureller Geschlechterrolle (gender), kritisiert Alice Schwarzer. © EZ

Transphobie-Vorwurf trifft wieder Frauenrechtsaktivistinnen

fs /  Transfeindlichkeit wird meist Frauen angelastet, die das biologische Geschlecht für eine Tatsache halten. Die Reaktionen auf den Vorwurf sind unterschiedlich.

In Deutschland hat die Frauenrechtsorganisation «Terre des Femmes» (TDF) kürzlich das Positionspapier «Transgender, Selbstbestimmung und Geschlecht» von der Webseite entfernt. Es schliesse Transsexuelle aus, was nicht der TDF-Satzung entspreche, schrieb Geschäftsführerin Christa Stolle in der Zeitschrift «Cicero». In der TDF-Stellungnahme aus dem Jahr 2020 hiess es: «Die Arbeit von Terre des Femmes fokussiert sich auf jene, die aufgrund ihres gegebenen, weiblichen Geschlechts (Körpers) diskriminiert und mit patriarchalen Erwartungen eingeschränkt werden.» 

Rückzug sorgt für interne Spannungen
Den Rückzug des Papiers begründete der TDF-Vorstand auch damit, dass der Vorwurf der Transphobie die Arbeit der Organisation erschwere. «Dem Vorwurf der Transfeindlichkeit, der sich insbesondere auf das Positionspapier bezieht, ist inzwischen mit keinem Argument mehr zu begegnen. Solange das Positionspapier öffentlich ist und nicht transparent zurückgenommen wird, wird dieser Vorwurf bleiben. Dadurch wird unser Auftrag – der Einsatz für Frauenrechte – bis zur Unmöglichkeit erschwert.» 
Dass der Vorstand die rund 2400 stimmberechtigten Mitfrauen über den Rückzug des Papiers bloss informiert und sie nicht konsultiert hatte, sorgt nun für massive interne Spannungen. 

«Diffamierung von Frauen»
Kämpferischer reagierte «Emma»-Herausgeberin Alice Schwarzer auf den Transphobie-Vorwurf von Frank Laubenburg. Der Vorsitzende der queer-Gruppe innerhalb der Partei «Die Linke» hatte Schwarzer kürzlich indirekt mitverantwortlich gemacht für den Tod eines Transmannes auf einer Demonstration. Dieser wollte einen aggressiven Hasser stoppen und wurde von diesem so brutal geschlagen, dass er später starb. Laubenburg warf Schwarzer unter anderem «sprachlichen Hass» vor, der solche Täter ermutige. Schwarzer schrieb, das sei «Diffamierung von Frauen», für die das biologische Geschlecht eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache ist. Es gebe «Trans-Ideologen», die nicht zwischen biologischem Geschlecht (sex) und kultureller Geschlechterrolle (gender) unterscheiden können oder wollen. Das biologische Geschlecht sei ein wissenschaftlicher Fakt, der nicht veränderbar sei. Hingegen sei die Geschlechterrolle kulturell definiert und deshalb veränderbar. Auch Väter könnten beispielsweise die «Mutterrolle» übernehmen und sich um ihr Kind kümmern. Einige «Trans-Ideologen» würden bewusst den Unterschied zwischen dem biologischen Geschlecht (sex) und den Geschlechterrollen (gender) verwischen, um das Geschlecht für frei wählbar erklären zu können. 

Transideologie nützt Patriarchat
Die beiden aktuellen Beispiele zeigen: Frauen, die das biologische Geschlecht in einer patriarchalen Gesellschaft als entscheidendes Kriterium für die Diskriminierung von Frauen halten, werden heute als queer- und transfeindlich diffamiert. Das musste vor zwei Jahren auch die britische Journalistin Suzanne Moore erfahren. Sie hatte in einer Kolumne für den «Guardian» geschrieben, dass eine Transideologie, die das Geschlecht für frei wählbar hält, dem Patriarchat nütze. Denn sie stelle Gesetze gegen die Diskriminierung aufgrund des biologischen Geschlechtes in Frage. Doch Frauen müssten sich als Gruppe begreifen können, die durch patriarchale Strukturen diskriminiert wird. Moore: «Entweder schützt man die Rechte von Frauen wegen ihres Geschlechtes oder man schützt ihre Rechte überhaupt nicht.» Wer sich für Frauenrechte einsetze, sei deshalb nicht transphob. Die Diskriminierung von Transmenschen dürfe man nicht Feministinnen anlasten. Moore wurde wegen dieser Kolumne auch redaktionsintern heftig kritisiert und kündigte deshalb ihre Mitarbeit beim «Guardian».

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