Zika–Ratschläge basieren auf Rollenklischees
Behörden in Lateinamerika raten Frauen wegen des Zika-Virus, nicht schwanger zu werden. Das sei eine scheinheilige Empfehlung, kritisiert Kultur-Historikerin Paula Young Lee im «Dame Magazine». In diesen Ländern hätten Frauen nur schwer Zugang zu Verhütungsmitteln und Abtreibungen seien weitgehend illegal. Wenn Frauen dem Rat der Behörden folgen wollen, müssten sie abstinent leben. Doch Vergewaltigungen seien in Lateinamerika weit verbreitet und die Wahrscheinlichkeit deshalb gross, dass eine Frau gegen ihren Willen schwanger werde.
Klischeehaftes Denken
Young Lee kritisiert, dass die Behörden nicht den Männern raten, keinen Sex zu haben. Die Empfehlung nur an Frauen basiere auf dem weit verbreiteten Vorurteil, dass Frauen für die männliche Lust und folglich auch für eine Schwangerschaft verantwortlich seien. In diesem klischeehaften Denken sei es unvorstellbar, Männer für ungewollte Schwangerschaften oder – im Fall von Zika – für eine Epidemie verantwortlich zu machen.
Uno fordert Recht auf Abtreibung
Die Empfehlung der Behörden ist auch bei der Uno auf Unverständnis gestossen. Said Raad Al-Hussein, Uno-Hochkommissar für Menschenrechte, sagte, in diesen Ländern sei sexuelle Gewalt gegen Frauen weit verbreitet. Der Ratschlag, Schwangerschaften zu vermeiden, genüge deshalb nicht. Al-Hussein fordert stattdessen, dass die Behörden Frauen den Zugang zu Verhütungsmitteln erleichtern und medizinisch sichere Schwangerschaftsabbrüche erlauben.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine