Première in Pyeongchang: Frauen setzen Schlusspunkt
Mit dem Massenstartrennen der Langläuferinnen beendet am kommenden Sonntag erstmals ein Wettkampf der Frauen Olympische Winterspiele. Trotzdem müssen Sportlerinnen weiter für Gleichberechtigung kämpfen.
Kein Springen von der Grossschanze
Die Charta des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) verbietet die Diskriminierung aufgrund des Geschlechtes. Doch in der Praxis gibt es immer noch Disziplinen, an denen Frauen nicht teilnehmen dürfen. Beispiel Skispringen: Frühestens an den Spielen von 2022 dürfen Frauen von der Grossschanze springen. Noch länger dauern dürfte es, bis Frauen im Vierer-Bob in den Eiskanal dürfen. Diese Disziplin ist noch nicht einmal im Reglement des Internationalen Bob- und Schlittenverbandes (FIBT). Der grosse Bob sei für Frauen zu schwer, heisst es.
Langer Kampf
Frauen wurden jahrzehntelang mit fadenscheinigen Argumenten wie Körperbau, Sittlichkeit und Gesundheit von Wettkämpfen in bestimmten Disziplinen ausgeschlossen. Noch in den neunziger Jahren hiess es, Skispringerinnen würde es bei der Landung die Gebärmutter zerreissen und es könnten Wirbel aus der Wirbelsäule heraussprinngen. Schritt für Schritt und häufig gegen hartnäckigen Widerstand in den zuständigen Sportverbänden mussten die Sportlerinnen sich die Starterlaubnis erobern. So dürfen Skispringerinnen seit 2014 an olympischen Spielen am Wettkampf von der Normalschanze teilnehmen. Auch im Bobsport geht es langsam vorwärts: Im Zweier-Bob dürfen Frauen seit 2002 an olympischen Spielen mitmachen. Im Vierer-Bob sind seit Herbst 2014 gemischte Teams zugelassen. Man folge damit «dem Zeitgeist», begründete der Verband diesen Schritt. An olympischen Spielen dürfen gemischte Teams allerdings noch nicht an den Start.
Letzte Männerbastion
Keine prestigeträchtigen Frauen-Wettkämpfe gibt es bisher in der Nordischen Kombination aus Skispringen und Langlauf. Der Ski-Weltverband (FIS) hat erst letzten Herbst beschlossen, dass Kombiniererinnen ab 2019 im neu geschaffenen Continental-Cup, ab 2020 im Weltcup und ab 2021 an Weltmeisterschaften starten dürfen. Erst 2022 soll dann an den Winterspielen in Peking diese letzte olympische Männerbastion fallen.
Einzig Frauenteam geschwächt
IOC-Chef Thomas Bach hat in Südkorea erklärt, es sei wichtig, die Gleichstellung bei Olympia voranzutreiben. Doch gleichzeitig beschnitt das IOC aus politischen Gründen die Erfolgschancen des südkoreanischen Frauen-Eishockeyteams: Die eingespielte Mannschaft wurde kurzfristig durch die erzwungene Integration von Spielerinnen aus dem Norden geschwächt. Das südkoreanische Männerteam blieb von einem solchen Eingriff verschont.
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keine