Schiedsrichterin in Erstliga unerwünscht
In Deutschland erfolgt Ende August der Start zur neuen Bundesliga-Saison der Männer. Eine Schiedsrichterin wird es in der höchsten Spielklasse weiterhin nicht geben. Zweitliga-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus darf nicht in die erste Bundesliga aufsteigen. Vier schlechter qualifizierte Kollegen hingegen hat der Schiedsrichterausschuss im Deutschen Fussball-Bund (DFB) befördert. Für «Bild» ist dies ein «Skandal». Steinhaus werde «offensichtlich» benachteiligt.
Kriterium geändert
Steinhaus ist die einzige Frau, die Spiele der zweiten Bundesliga der Männer pfeift. Sie bekam letzte Saison von allen Unparteiischen in der zweiten Liga die besten Noten. Ihr Übergehen widerspricht den eigenen Vorgaben des DFB-Schiedsrichterausschusses. Dessen Vorsitzender, Herbert Fandel, hatte noch letztes Jahr erklärt, dass das Leistungsprinzip entscheidend sei. Jetzt sagte er im Fachmagazin «Kicker»: «Das einzig gültige Kriterium ist die konstante Leistungsfähigkeit über mehrere Spielzeiten, und dies war bei Frau Steinhaus in den letzten Jahren nicht der Fall.»
Eigene Meinung
Das DFB-Präsidium hätte den Entscheid des Schiedsrichterausschusses aufheben können. Doch davon wollte DFB-Präsident Reinhard Grindel nichts wissen. Der frühere Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer kritisierte dies in der «Bild am Sonntag»: «Wenn man vorher sagt, dass das Leistungsprinzip für Auf- und Abstieg gilt, dann muss man jetzt auch konsequent sein. Dann hätte Bibiana Steinhaus aufgrund der Bewertungen in der vergangenen Saison eine Chance in der Bundesliga verdient.» Der ehemalige Schiedsrichter Babak Rafati äusserte in der «Welt» die Vermutung, dass Bibiana Steinhaus den «Oberen» zu aufmüpfig sei. «Sie hat ihre eigene Meinung, ist eine dominante Persönlichkeit und lässt sich nicht alles gefallen.» Der DFB-Schiedsrichterausschuss bevorzuge Unparteiische, die den Mund halten.
Bibiana Steinhaus pfeift wie bisher Zweitliga und wird in der Bundesliga als 4. Offizielle an der Seitenlinie eingesetzt. Der DFB hat ihr zugesagt, bei einer weiteren guten Saison doch noch Spiele der ersten Liga pfeifen zu dürfen.
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keine