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Darstellerinnen sagen vor den Senatorinnen aus, wie sie beim Filmdreh Opfer von Gewalt wurden. © Public Sénat

«Diese Gewalt gegen Frauen geschieht wirklich»

fs /  Einschlägige Filme normalisieren Gewalt gegen Frauen. Diese werden beim Filmdreh vergewaltigt und gefoltert, heisst es in einem Bericht des französischen Parlamentes.

Die globalisierte Pornografie-Industrie hat aus der Gewalt gegen Frauen ein lukratives Geschäft gemacht, dank Massenverbreitung im digitalen Zeitalter. Denn im Internet sorgen Algorithmen dafür, dass die brutalsten Filme am erfolgreichsten sind. Eine Kontrolle der Inhalte und der Produktionsbedingungen fehlt weitgehend. Dies geht aus dem Bericht «Die Hölle hinter den Kulissen» hervor. Vier Mitglieder des französischen Senats aus unterschiedlichen Parteien haben ihn verfasst: Annick Billon, Laurence Cohen, Alexandra Borchio und Laure Rossignol. Sie haben dafür während sechs Monaten Zeuginnen und Zeugen befragt und Pornofilme analysiert. 

Gespräche mit Betroffenen
Die Gespräche mit betroffenen Darstellerinnen über die unmenschlichen Bedingungen seien teilweise «schwer zu ertragen» zu gewesen, heisst es im Bericht. Daraus geht hervor, dass Produzenten für die Filme junge Frauen aus schwierigen Verhältnissen rekrutieren, die Geld brauchen. Diese werden vergewaltigt, gedemütigt, erpresst und so gefügig gemacht. «Produzenten schrecken nicht davor zurück, die ökonomische und psychische Notlage junger Frauen auszunützen, um Filme unter unmenschlichen Bedingungen zu drehen.» 

«Systemische Gewalt»
Die vier Senatorinnen sprachen auch mit Ärztinnen und Ärzten, Fachjournalistinnen, Polizisten, Anwältinnen und Filmproduzenten. Sie kamen zum Schluss, dass körperliche und verbale Gewalt gegen Frauen in Pornofilmen «systemisch» sei. Die Gewalttaten seien nicht bloss gespielt, sondern für die meisten beteiligten Darstellerinnen Wirklichkeit. Laure Beccuau, Staatsanwältin von Paris, sagte aus, dass das geltende Strafrecht es ermöglichen würde, Gewalt gegen Frauen in der Pornoindustrie zu ahnden. 90 Prozent der pornografischen Produktionen erfüllten die Straftatbestände der Vergewaltigung, der schweren Vergewaltigung, der sexuellen Nötigung oder des Menschenhandels.

Pornofilme normalisieren Gewalt
Die Gewalt gegen Frauen in Pornofilmen hat nicht nur für die Betroffenen Folgen, sondern auch für alle Kinder, die schon in jungen Jahren Zugang zu solchen Filmen haben, heisst es im Bericht. Danach haben in Frankreich zwei von drei der unter 15-Jährigen und eines von drei der unter 12-jährigen Kinder schon einmal einen Pornofilm angesehen. Folgen seien Traumata, Ess-, Schlaf- und Beziehungsstörungen und eine verzerrte und gewalttätige Sicht auf Sexualität. Die Gewalt gegen Frauen in den Pornofilmen wirke sich auch auf das Selbstbild und das Frauenbild von Erwachsenen aus. «Pornos erotisieren und normalisieren Gewalt und dominante Beziehungen. Und sie stärken und fördern frauenfeindliche, lesbenfeindliche und rassistische Klischees.»

«Wir dürfen nicht länger die Augen verschliessen»
Laut Senatorin Laurence Cohen sind die Aussagen der befragten Opfer für alle vier Senatorinnen eine Verpflichtung: «Wir dürfen nicht länger die Augen davor verschliessen.» Der Kampf gegen diese Form der Gewalt und der Vermarkung des Frauenkörpers müsse eine politische Priorität werden, heisst es im Bericht. Man müsse Politik und Öffentlichkeit aufwecken und über die menschenfeindlichen Produktionsbedingungen informieren. Auf Pornoseiten sollen Warnhinweise klar machen, dass die Gewalt nicht gespielt ist und die Taten allenfalls strafrechtlich relevant sind. 

Polizei und Justiz sensibilisieren
Betroffene müsse man besser schützen. Dafür brauche es mehr und besser ausgebildetes Personal bei Polizei und Justiz. Dieses müsse für die Situation Betroffener sensibilisiert werden. Und Betroffenen müsse man es erleichtern, Filme aus dem Internet entfernen zu lassen. Heute müssen sie dafür laut dem Bericht zwischen 3.000 und 5.000 Euro zahlen. Das ist im Durchschnitt zehnmal mehr, als sie für die Dreharbeiten erhalten. Schliesslich fordern die vier Senatorinnen eine technische Lösung, damit Jugendliche nicht mehr so leicht Zugang zu Pornofilmen haben.

Milliarden-Gewinne mit Gewalt gegen Frauen 
Berichte über respektable Bedingungen beim Drehen von Pornofilmen halten sie für «Marketing». Solche Filme seien äusserst selten. Die Porno-Industrie sei eine globalisierte Industrie, die jedes Jahr mit der Gewalt gegen Frauen Milliardengewinne generiert.  
Der Bericht und die Forderungen der Senatorinnen sorgten auch ausserhalb von Frankreich kaum für Schlagzeilen. Das Augen-Verschliessen geht also weiter. Dabei wäre Handeln dringend.

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