Ägypten: Genitale Verstümmelung bleibt verboten
Die genitale Verstümmelung von Frauen bleibt in Ägypten verboten. Das Verfassungsgericht hat eine Klage von zwei islamistischen Anwälten gegen das Gesetz aus dem Jahr 2007 abgewiesen, berichtet der englischsprachige «Egypt Independent». Die Kläger hatten argumentiert, das Verbot verstosse gegen die Verfassung und gegen die Scharia. Laut Mohamed Adel vom «Egyptian Centre for Economic and Social Rights» hält das Höchstgericht in seinem Urteil fest, dass die genitale Verstümmelung von Frauen nichts mit der Lehre des Islams zu tun hat.
Die Uno schätzt, dass in Ägypten über 90 Prozent der Frauen verstümmelt sind. Das Gesetz sieht dafür eine Höchststrafe von zwei Jahren Haft vor. Trotzdem verstümmeln muslimische und christliche Familien weiter Mädchen und junge Frauen, da die Behörden das Verbot nicht durchsetzen.
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) wirft den regierenden Muslimbrüdern vor, die genitale Verstümmelung sogar zu propagieren. So habe Präsident Mohamed Mursi Anfang dieses Jahres in einem TV-Interview gesagt, über eine «Beschneidung» sollten die Familien entscheiden. Damit garantiere er de facto Straffreiheit. Die Muslimbrüder und die mit ihnen verbündeten ultra-fundamentalistischen Salafisten würden es nun sogar wagen, mit mobilen Arztgruppen kostenlose Verstümmelungen vor Ort anzubieten. «Der geläufige Begriff ‘Beschneidung’ ist irreführend und verharmlosend», sagt Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM. «Es handelt sich dabei um ein Verbrechen! Mit dem offenen oder stillschweigenden Segen religiöser Autoritäten werden noch heute Millionen von Mädchen traumatisiert.» Schwerwiegende Folgen wie Schmerzen, Zysten, Probleme beim Sex und bei der Geburt von Kindern seien in der ägyptischen Gesellschaft tabuisiert. Ägypten sei mit über 80 Millionen Einwohnern ein vergleichsweise grosses Land und deshalb komme ihm im Kampf gegen die Genitalverstümmelung eine Schlüsselrolle zu, sagt die IGFM.
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Keine