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Schiessübung: Soldaten zielen auf ihre Freundin, weil sie untreu war. © cc

Armee-Vorgesetzter ruft zu häuslicher Gewalt auf

fs /  In der Schweiz sorgt ein Video landesweit für Empörung. Frauenorganisationen fordern jetzt eine «Nulltoleranz-Strategie».

Ein Vorgesetzter stachelt Soldaten im Schiessstand an, auf ihre Freundin zu schiessen, weil sie untreu war. Die Soldaten eröffnen das Feuer. Dieses kurze Video einer Schiessübung wurde im April aufgenommen und der Zeitung «Blick» zugespielt. Es hat landesweit

Schiessübung: Soldaten eröffnen das Feuer auf ihre untreue Freundin (@cc).

für Empörung gesorgt. Die Armeejustiz hat mittlerweile bestätigt, dass es echt ist. Der verantwortliche Bundesrat (Minister) Guy Parmelin (SVP) verurteilte das Geschehen durch seinen Sprecher aufs Schärfste.

Auswirkungen auf das Zivilleben
Für Frauen- und Männerorganisationen ist dies zu wenig. Sie haben Guy Parmelin aufgefordert, selber hinzustehen und diesen Vorfall und jedes sexistische Verhalten in der Armee öffentlich zu verurteilen. Die Frauen- und Männerdachverbände der Schweiz, die Schweizerische Konferenz gegen häusliche Gewalt und die Schweizerische Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten (SKG) schreiben in einem offenen Brief, dass der Aufruf zu Gewalt und Erniedrigung von Frauen Auswirkungen auf das Zivilleben habe: «Allein im Jahr 2015 wurden 15 Frauen vom Partner oder vom Ex-Partner getötet. Bei jeder zehnten Polizeiintervention wegen häuslicher Gewalt sind Waffen oder gefährliche Gegenstände im Spiel. Pistolen und Gewehre werden häufig auch für Drohungen eingesetzt. Das ist schockierend, unhaltbar und zutiefst zu verurteilen. Dringender Handlungsbedarf ist angezeigt, da immer wieder auch von krassem Sexismus in der Armee berichtet wird.»

«Grundsätzliches Problem mit Sexismus»
Es brauche einen Kulturwandel, heisst es im Brief: «Solche Verhaltensweisen dürfen sich nicht reproduzieren, indem sie von Vorgesetzten an Soldaten weitergereicht werden.» Die Fachstelle Extremismus der Armee solle sich zusätzlich mit Sexismus befassen und eine «Nulltoleranz-Strategie» durchsetzen. Nicolas Zogg vom Verband Männer.ch sagte gegenüber «20 Minuten», die Armee habe ein grundsätzliches Problem mit Sexismus: «Jeder, der Dienst geleistet hat, weiss, wie weit verbreitet Sexismus in der Armee ist.» Das dürfe die Armee nicht länger tolerieren. «Wir wollen insbesondere, dass Vorgesetzte keine solchen Sprüche mehr machen. Und sie auch bei ihren Untergebenen nicht mehr akzeptieren.»


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