«Dich würde ich gerne richtig flach legen»
«Willst Du f*cken?», «Willst Du geschwängert werden?», «Dich würde ich stundenlang lecken», «Du hast eine schöne Figur!»: Verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum (Catcalling) ist weit verbreitet und betrifft vor allem junge Frauen. Darauf machen weltweit immer mehr Aktivistinnen aufmerksam. Sie schreiben Sprüche vor Ort mit Kreide auf die Strassen und dokumentieren dies auf Instagram. Ziel ist es, zum Nachdenken und zu Zivilcourage anzuregen. Denn mit einem Nein können die Frauen Täter oft nicht stoppen. Es sei wichtig, das Thema zu enttabuisieren, sagte Rahel Fenini, Gleichstellungsbeauftragte des Kantons St. Gallen, im «St. Galler Tagblatt». Es gehe darum, dass Menschen sich mit den eigenen Grenzen und den Grenzen ihres Gegenübers auseinandersetzen.
Jungparteien fordern Geldbussen
Andere Jugendliche gehen weiter und fordern, Täter zu bestrafen. In der Schweiz schlagen Basler Jungparteien von der Juso bis zur jungen SVP eine Geldbusse für verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum vor. Bestraft werden soll nicht jedes Hinterherpfeifen, sondern nur, wenn ein Täter aufdringlich wird und ein ablehnendes Verhalten, ein Nein, nicht akzeptiert, sagten Lea Levi (Juso) und Laetitia Block (Junge SVP) im öffentlich-rechtlichen TV-Sender SRF. Die Jungparteien haben den Vorschlag im Rahmen ihrer Stellungnahme zur Revision des nationalen Sexualstrafrechtes gemacht.
Neuer Straftatbestand
In Deutschland haben Zehntausende eine Petition an den Bundestag unterschrieben, die fordert, verbale sexuelle Belästigung zum Straftatbestand zu machen. «Nicht jeder Mann macht es, aber jede Frau kennt es», schrieb Initiantin Antonia Quell. Es sei wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Catcalling nicht richtig sei. «Das deutsche Recht sollte ein Wegweiser für Richtig und Falsch sein. Ein Gesetz gegen Catcalling demonstriert, dass verbale sexuelle Belästigung definitiv falsch ist.» Der Deutsche Juristinnenbund fordert, Catcalling mit einer möglichst umfassenden Definition als neuen Straftatbestand oder Ordnungswidrigkeit zu erfassen. Präsidentin Maria Wersig: «Die nicht körperliche sexuelle Belästigung gehört für viele Frauen unverändert zum Alltag, ist jedoch rechtlich nur unzureichend erfasst. Für sanktionswürdige Fälle bedarf es eines neuen Tatbestandes.»
Ein Jahr Haft für unerwünschte Anmache
In Frankreich ist verbale sexuelle Belästigung seit 2018 ein Straftatbestand, der mit einer Geldbusse bestraft wird. Auch Belgien und Portugal bestrafen verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum. Als Höchststrafe droht ein Jahr Haft.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine