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In Deutschland fordert eine Petition von der Politik Massnahmen gegen Frauenmorde. © KW

Frauen sterben, weil sie Frauen sind

fs /  Frauen werden vor den Zug gestossen und vom Partner ermordet. Doch niemand interessiert, dass Frauen sterben müssen, weil sie Frauen sind. Das hat Folgen.

Im Sommer erschütterten mehrere Gewaltdelikte gegen Frauen die Öffentlichkeit. Begründungen wie «Beziehungstat» verschleiern, dass Frauen getötet wurden, weil sie Frauen sind (Femizid). Mangelndes Bewusstsein für dieses Motiv sorgt dafür, dass Staaten Frauen vor dieser Form der Gewalt nicht ausreichend schützen.

Verbrechen in patriarchaler Gesellschaft
Die Zahlen sind erschreckend: 2017 gab es weltweit rund 87’000 Femizide. Dies geht aus neusten Zahlen des Uno-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) hervor. Etwa 50’000 dieser Frauentötungen und damit die Mehrheit begingen Lebenspartner und Familienmitglieder. Die Zahlen basieren auf Länderstatistiken. Erfasst sind die gemeldeten Delikte. Die Dunkelziffer dürfte laut der Uno hoch sein. Insgesamt werden weltweit deutlich mehr Männer als Frauen ermordet. Doch innerhalb von Familien werden mehrheitlich Frauen getötet. Grund dafür ist die patriarchale Gesellschaft, sagt Yury Fedotov, Leiter des Uno-Büros: «Während die deutliche Mehrheit der Mordopfer Männer sind, zahlen Frauen weiterhin den höchsten Preis aufgrund von Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, Diskriminierung und Geschlechterklischees.»

Datenlücke
Femizid ist die Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist. Dazu zählen Morde durch Partner und Angehörige. Femizide verüben aber auch Kriminelle und Kriegsparteien, um ihre Macht zu demonstrieren. Über die Zahl der Femizide gibt es oft nur Schätzungen, weil es kaum verlässliche Statistiken gibt. Solche Morde werden meistens unter den allgemeinen Kategorien «Mord» und «Totschlag» erfasst. Damit erhält das Geschlecht als Motiv keine Beachtung. Gezielte Präventionsmassnahmen bleiben aus.

«Stoppt das Töten von Frauen»
In Deutschland wird im Durchschnitt alle zwei bis drei Tage eine Frau durch ihren Ehemann, Lebensgefährten oder Ex-Partner getötet. 123 Frauen waren es im letzten Jahr. Jetzt fordert die Petition «Stoppt das Töten von Frauen» die Einführung des Straftatbestandes «Frauenmord» und eine bundesweite Statistik, damit man diese Form der Gewalt besser bekämpfen kann.

In der Schweiz tötet im Durchschnitt alle 14 Tage ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin. 2018 kamen laut Bundesamt für Statistik 24 Frauen auf diese Weise ums Leben. 51 Frauen überlebten ein versuchtes Tötungsdelikt durch ihren Partner. Die Zahlen verändern sich seit Jahren kaum. Nationalrätin Maya Graf (Grüne) verlangt nun mit einem Postulat von der Regierung, präzisere Daten zu erheben, Ursachen zu erforschen und Präventionsmassnahmen vorzuschlagen. «Es ist nicht länger hinzunehmen, dass Jahr für Jahr in der Schweiz im Durchschnitt alle zwei Wochen eine Frau ihr Leben im häuslichen Umfeld gewaltsam verliert.» Anna-Béatrice Schmaltz von der feministischen Friedensorganisation CFD sagte im «Blick»: «Noch ist das Thema ein Tabu. Doch der Bevölkerung muss bewusst werden, dass solche Frauenmorde passieren und was die Gründe dafür sind.»


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