Mit der Ärztin über häusliche Gewalt sprechen
Ärztinnen und Ärzte sollen Frauen im Alter von 14 bis 46 Jahren routinemässig nach häuslicher Gewalt fragen, auch wenn sie keinen entsprechenden Verdacht hegen. Dies empfiehlt die «US Preventive Services Task Force». Ein solches Screening mit einer Liste von Standard-Fragen könne Betroffenen und ihren Kindern nützen. Die Risiken für sie seien gering.
Die Task Force ist eine Expertenkommission, welche die US-Regierung berät. Bisher war sie der Meinung, dass eine routinemässige Befragung den Frauen ohne sichtbare Zeichen sexueller Gewalt zu wenig nützt. Aufgrund neuer Studien hat die Task Force nun ihre Empfehlung revidiert und in der Zeitschrift «Annals of Internal Medicine» veröffentlicht.
In den Studien, auf welche die Task Force ihre Empfehlung stützt, wurden Frauen im persönlichen Gespräch befragt, andere beantworteten Fragen online oder auf einem gedruckten Fragebogen. Die ärztlichen Fachgesellschaften werden nun entscheiden, ob solche routinemässigen Befragungen stattfinden sollen und in welcher Form.
Die grösste gynäkologische Fachgesellschaft in den USA, der «American Congress of Obstetrics and Gynecologists», geht weiter und empfiehlt, Frauen jeden Alters routinemässig nach häuslicher Gewalt zu fragen. Dies geht der «US Preventive Services Task Force» jedoch zu weit. Für ältere Frauen sei der Nutzen eines Screenings wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
Mehrjährige Erfahrung mit der routinemässigen Befragung hat die gemeinnützige Familienplanungs-Organisation «Planned Parenthood». Frauen würden dabei oft das erste Mal überhaupt erlittene Gewalt anerkennen oder darüber sprechen, sagte Eric Ferrero gegenüber der «Los Angeles Times»: «Wir wissen, dass dieses erste Gespräch Frauen schon ermutigt hat, ihren gewalttätigen Partner zu verlassen.»
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Keine