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Frauenfeindlicher Rap-Text normalisiert verbale Gewalt gegen Frauen. © unhatwomen

Mit Frauenhass in die Hitparade

fs /  Rap-Texte, die Frauen entwürdigen, sind bei Jugendlichen der Hit. Sie sorgen kaum für Empörung, im Unterschied zu rassistischen und antisemitischen Texten.

Gangster-Rapper verdienen viel Geld mit Songs, die Frauenhass propagieren. Unter dem Hashtag #unhatewomen macht die Frauenrechtsorganisation «Terre des Femmes» diese Form der Gewalt gegen Frauen sichtbar. Sie fordert, Sexismus gleich wie Rassismus und Antisemitismus aktiv zu bekämpfen und zu bestrafen.

Frauenhass und Vergewaltigungsfantasien
In einem Video von «Terre des Femmes» lesen Frauen millionenfach gehörte Songzeilen deutscher Rapper vor. Einige Beispiele:

  • «Es ist Kampfgeschrei, was nachts aus unserem Schlafzimmer dringt, weil dank mir in deinem Gleitgel ein paar Glassplitter sind.»
  • «Du bist ne Fotze, die schon nach zwei Bier auf der Theke tanzt, also laber uns nicht voll mit deinem Mädelskram. Eine Frau bleibt auf Ewigkeit ein Gegenstand.»
  • «Bring Deine Alte mit, sie wird im Backstage zerfetzt. Ganz normal, danach landet dann das Sextape im Netz.»

Gesellschaftlich akzeptiert
Songs voller Frauenhass und Vergewaltigungsfantasien sind auch in der Schweiz in Hitparaden an der Spitze. Doch das empört kaum jemanden. Pablo Vögtli vom öffentlich-rechtlichen Schweizer Radio srf begründete dies im Magazin «Beobachter» damit, dass Antisemitismus, Rassismus und Homophobie gesellschaftlich geächtet sind, Sexismus hingegen nicht. In Deutschland löste 2018 die Verleihung des renommierten Musikpreises «Echo» an die Rapper Kollegah und Farid Bang zwar eine Kontroverse aus. Im prämierten Album «Jung, brutal, gutaussehend 3» heisst es beispielsweise: «Dein Chick ist ’ne Broke-Ass-Bitch, denn ich fick sie, bis ihr Steissbein bricht.» Die beiden mussten den Preis zurückgeben, aber nicht wegen dieser frauenverachtenden Passage, sondern wegen des antisemitischen Satzes «Mein Körper, definierter als von Auschwitz-Insassen».
Letztes Jahr gelang es der Zeitschrift «Emma», in Deutschland endlich eine grössere Debatte über die sexistischen Raps von Kollegah auszulösen. Sie ernannte ihn zum grössten Sexisten 2019 (Sexist-Man-Alive-Award) und veröffentlichte in einer Dokumentation einige seiner übelsten Textpassagen. Einige Veranstalter sagten darauf Konzerte mit Kollegah ab.

Kunstfreiheit als Ausrede
Kritisierte Rapper berufen sich meist auf die künstlerische Freiheit, was die Zürcher Rapperin Big Zis für eine Ausrede hält. Es sei anspruchsvoll, intelligente, angriffige und kreative Songtexte zu schreiben, ohne auf Klischees zurückzugreifen, sagte sie im «Bobachter»: «Dafür sind diese Typen doch einfach zu faul.» Big Zis schlägt vor, zwischen Rapperinnen und Rappern zu unterscheiden. Beispielsweise müsse das Wort «Bitch» für Rapper Tabu und den Rapperinnen vorbehalten sein. Das sei schon der Fall beim Wort «Nigger», das für weisse Rapper Tabu sei.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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