Spott über Vergewaltigungsopfer löst Empörung aus
Die 16- jährige Jada ist auf der Party eines Bekannten mit Drogen ohnmächtig gemacht und vergewaltigt worden. Handy-Fotos und -Videos, auf denen das Opfer nach der Vergewaltigung halbnackt und bewusstlos zu sehen ist, stellten Partygäste online. Es zeigt die junge Frau auf dem Rücken liegend mit einem zur Seite angewinkelten Bein. Unter dem Schlagwort «#jadapose» kursierten kurz darauf Tausende Fotos im Internet, die Jugendliche in ähnlicher Körperhaltung zeigen.
Opfer verhöhnt
Einer dieser Jugendlichen sagte der «Houston Press», ihm sei langweilig gewesen. Er habe auf Twitter die Fotos gesehen und selber eines gepostet. Jada kenne er nicht persönlich. Die 16-Jährige entschied, an die Öffentlichkeit zu gehen. Gegenüber dem lokalen Fernsehsender KHOU-11 in Houston sagte die mutige junge Frau, dass sie sich wegen der Drogen an nichts erinnern könne. Sie habe über die geposteten Bilder erfahren, dass sie vergewaltigt worden sei. Nun werde sie gemobbt. Jeder kenne ihr Gesicht und ihren Körper, «aber das ist nicht, was ich bin und wer ich bin.» Nach den Ferien wolle sie nicht mehr zur Schule, sondern zu Hause unterrichtet werden. Sie erwarte, dass die Polizei die Täter findet.
Solidarität mit dem Opfer
Erst jetzt meldeten sich im Internet auch Stimmen, die sich mit der 16- Jährigen solidarisierten und die Urheber der Fotos und Videos scharf kritisierten. Es sei inakzeptabel, eine Vergewaltigung spasseshalber nachzustellen und das Opfer zu beschimpfen, hiess es unter Schlagwörtern wie «#jadacounterpose», «#iamjada» und «#JusticeforJada».
«Vergewaltigungskultur»
Jada ist in den USA kein Einzelfall. Trotzdem akzeptieren junge Frauen die meisten sexuellen Übergriffe als normal. Dies geht aus einer Studie der Marquette University (Wisconsin) hervor. Dafür hat die Soziologin Heather Hlavka forensische Interviews mit 100 Mädchen analysiert, die sexuelle Gewalt erlebt hatten. Als tatsächliche Übergriffe beurteilen diese Mädchen einzig Vergewaltigungen durch unbekannte Personen. Hingegen erachten sie andere Übergriffe wie unerwünschtes Betatschen als «normal». Entsprechend selten melden sie solche Übergriffe. Studienautorin Heather Hlavka erklärt dies mit der «Vergewaltigungskultur» (Rape Culture), die in Mädchen und Jungen tief verankert sei. Danach würden Übergriffe als normal gelten und sexuelle Gewalt gegen Frauen würde verharmlost.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine