Täter machen Frauen für Tod mitverantwortlich

fs /  In der Schweiz strangulierte ein Mann seine Partnerin. Er sprach von einem Unfall. Diese Begründung sei inakzeptabel, sagen Aktivistinnen.

Der Partner der getöteten Britin Anna Florence Reed gab an, seine Freundin sei bei einem «Sex-Unfall» ums Leben gekommen. Als Todesursache stellten die Behörden Ersticken durch Strangulation fest. Am Körper der 22-Jährigen fanden sie laut Medienberichten aber auch kleinere Wunden und Schnitte. Die Schweizer Justiz leitete eine Strafuntersuchung wegen vorsätzlicher Tötung und nachrangig wegen Totschlags ein. Beides wird milder bestraft als Mord.

Medien übernehmen Argumentation der Täter
Wenn Frauen beim «einvernehmlichen Sex», der angeblich schiefgelaufen ist, ums Leben kommen, ist das Medienecho gross. Dabei übernehmen Medien die Argumentation der Täter und schieben damit dem Opfer eine Mitschuld zu. So war nach der Tat in der Schweiz reisserisch von «Sex-Unfall», «Sex-Tod» und «tödlichem Sex-Spiel» die Rede.

«Frauen stimmen ihrer Ermordung nicht zu»
Britische Aktivistinnen dokumentieren unter dem Stichwort «We can’t consent to this» (Wir sind damit nicht einverstanden) Fälle von Frauen und Mädchen aus Grossbritannien, die laut den Tätern beim einvernehmlichen Sex zu Tode kamen oder schwer verletzt wurden. Auf der Liste betroffener Frauen ist auch Anna Florence Reed, die im Frühjahr in der Schweiz ums Leben gekommen ist. «Wir glauben nicht, dass Frauen und Mädchen ihrer Ermordung oder schweren Verletzung zustimmen», heisst es auf der Webseite.

Mildere Strafe
Opfer solch angeblicher Unfälle sind fast immer Frauen und die Täter waren oft schon zuvor gewalttätig, schreiben die britischen Aktivistinnen. Laut ihren Zahlen gab es in Grossbritannien 1996 erst 2 solcher Fälle pro Jahr. 2016 waren es 20 Fälle pro Jahr. Als Grund vermutet Fiona Mackenzie, die «We can’t consent to this» initiiert hat, dass mit der Verbreitung der Pornos brutaler Sex in der Mitte der Gesellschaft salonfähig geworden ist. Mit der Unfall-Begründung seien mehrere Täter mit einer milderen oder gar keiner Anklage und Strafe davongekommen.

Forderungen an Politik
Die britischen Aktivistinnen fordern die Politik zum Handeln auf. Um «Sex-Spiele» gebe es viele Mythen. Einer sei, dass Frauen sexuellen Aktivitäten zustimmen, die sie möglicherweise nicht überleben. Die Politik müsse dies als Mythos entlarven, damit bei Strafverfolgungsbehörden ein Umdenken stattfinde. Niemand könne zustimmen, beim Sex getötet oder schwer verletzt zu werden. Wer eine Person beim Sex zu Tode stranguliert, müsse wegen Mordes und nicht bloss wegen Totschlags angeklagt werden.


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