Über Frauenrechte informieren kann tödlich sein
Dies geht aus einem aktuellen Bericht der Organisation «Reporter ohne Grenzen» hervor. Er dokumentiert für die letzten zwei Jahre über 60 Attacken auf Journalistinnen und Journalisten, die über Frauenrechte recherchiert und berichtet haben. Sie reichen von Drohungen bis hin zum Mord.
Feministische Journalistinnen ermordet
Die meisten Täter werden nie zur Verantwortung gezogen. Einige Fälle aus den letzten zwei Jahren:
- Gauri Lankesh, Chefredaktorin einer feministischen Zeitschrift in Indien, wurde vor ihrem Haus von zwei Männern auf einem Motorrad erschossen. Sie hatte der hindu-nationalistischen Regierungspartei BJP vorgeworfen, sexistische Politik zu machen.
- Die mexikanische Journalistin Miroslava Breach, die über die Frauenmorde in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juarez berichtet hatte, wurde in ihrem Auto erschossen.
- In Afghanistan fielen sieben Reporterinnen und Reporter des kommerziellen Nachrichtensenders «Tolo News» einem Attentat zum Opfer. Frauenrechte sind ein wichtiges Thema dieses Senders. Die Attentäter warnten nach dem Attentat andere Medien, «Obszönität, fremde Kultur, Irreligiosität und Nacktheit» zu fördern.
Massivste Drohungen
Die französische Journalistin Nadia Daam hatte letzten Herbst auf Europe 1 öffentlich gemacht, dass die Initiantinnen eines Hilfetelefons gegen Belästigungen im öffentlichen Raum diesen Dienst wegen massivster Drohungen bereits nach ein paar Tagen wieder einstellen mussten. Daam erhielt darauf Vergewaltigungs- und Morddrohungen, auch gegen Familienmitglieder. Ihr Mail und ihre Konten auf sozialen Medien wurden gehackt und ihre Wohnadresse öffentlich gemacht. Nachts hämmerte jemand an ihre Wohnungstüre. Schliesslich riet ihr die Polizei, ein paar Tage wegzuziehen. Berufskolleginnen und -kollegen solidarisierten sich in einem offenen Brief mit Daam.
Journalistinnen zum Schweigen bringen
Der Fall von Daam ist laut «Reporter ohne Grenzen» exemplarisch: Wer über Frauenrechte informiert, müsse vor allem damit rechnen, über das Internet beleidigt bis massiv bedroht zu werden. Solche Attacken müsse man sehr ernst nehmen. Es gehe darum, Journalistinnen zum Schweigen zu bringen.
Eine Auswertung der gemeldeten Fälle zeigt auch, dass fast jede Dritte, die über Frauenrechte informiert, mit realer physischer Gewalt rechnen muss. Die Attacken gegen Journalistinnen und Journalisten sind grenzenlos. «Sie betreffen arme Länder wie auch die demokratischsten», heisst es im Bericht. Danach ist die Dunkelziffer hoch. «Reporter ohne Grenzen» fordert unter anderem, die Täter entschlossener zur Verantwortung zu ziehen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine