Vergewaltigte Frauen brechen das Schweigen
Mit dem Manifest «Ich bin vergewaltigt worden» wollen sie Betroffene ermutigen, Täter anzuzeigen. Initiantin ist die linke Politikerin und Frauenrechtsaktivistin Clémentine Autain, die mit 23 Jahren vergewaltigt worden ist.
Die 313 Erstunterzeichnerinnen des Manifestes kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten und Altersstufen. Zu ihnen gehören neben Clémentine Autain die Schriftstellerin Frédérique Hébrard, die frühere Tennisspielerin Isabelle Demongeot, die Ex-Frau des früheren Premierministers Marie-Laure de Villepin und die TV-Reporterin Caroline Sinz, die auf dem Tahrir-Platz in Kairo vergewaltigt wurde. Mittlerweile haben hunderte Frauen das Manifest online unterzeichnet.
In Frankreich werde alle acht Minuten eine Frau vergewaltigt, heisst es darin. Im Unterschied zu anderen Verbrechen könnten die Opfer oft nicht darüber sprechen, weil sie sich mitschuldig fühlten. Die Täter seien meistens Bekannte. Und deren Waffe sei nicht eine Pistole, sondern emotionale, berufliche oder finanzielle Erpressung. In Frankreich werde nur eine von acht Vergewaltigungen angezeigt, heisst es weiter im Manifest. Es sei Zeit, dieses Schweigen zu brechen. «Ich bin vergewaltigt worden. Dies öffentlich mit anderen zu sagen, ist eine politische Handlung. Wir rufen Politik und Gesellschaft auf, uns hier und jetzt ernst zu nehmen.»
1971 hat der «Nouvel Observateur» schon einmal Frauengeschichte geschrieben, als er das Manifest «Ich habe abgetrieben und fordere dieses Recht für jede Frau» veröffentlichte. Zu den 343 Erstunterzeichnerinnen gehörten damals unter anderen die Philosophin Simone de Beauvoir, die Schauspielerinnen Catherine Deneuve und Jeanne Moreau und die Schriftstellerinnen Marguerite Duras und Françoise Sagan.
In Deutschland bekannten darauf in der Zeitschrift «Stern» 374 Frauen: «Wir haben abgetrieben!».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine