«Männer sind das Problem»
Die Schicksale hinter den Schlagzeilen zeigen: Frauen sind nirgendwo sicher, auch zu Hause und am Arbeitsplatz nicht:
- An ihrem Wohnort in Kenia wurde Langstreckenläuferin Rebecca Cheptegei kurz nach den olympischen Spielen von ihrem Ex-Partner mit Benzin übergossen und angezündet. Die 33 Jahre alte Uganderin starb ein paar Tage später im Spital.
- In Indien wurde eine angehende Ärztin in einem Spital mutmasslich von mehreren Männern vergewaltigt und danach ermordet.
- In Frankreich hatte Dominique Pélicot während neun Jahren seine Frau Gisèle betäubt, um sie von anderen Männern hundertfach vergewaltigen zu lassen. Nur drei Männer sollen nicht mitgemacht haben, als sie bemerkten, dass die Frau betäubt war. Unter den Vergewaltigern jeden Alters waren ein Krankenpfleger, ein Feuerwehrmann, ein Rentner, ein Informatiker, ein Gastronom, ein Journalist, Väter, Nachbarn. Ganz verschiedene Männer nutzten also die Gelegenheit, einer Frau Gewalt anzutun. Gisèle Pélicot hat entschieden, dass der Prozess gegen ihren Ex-Mann und die anderen rund 50 angeklagten mutmasslichen Täter öffentlich sein soll. Die Menschen sollen erfahren, wozu ein Durchschnittsmann fähig ist.
«Gewalt ist ein Männerproblem»
Gewalt sei kein Gesellschaftsproblem, sondern ein Männerproblem, kommentierte Redaktorin Elisa von Hof im «Spiegel». Die Statistiken seien eindeutig. Für Frauen gebe es keine sicheren Orte, weil Männer sich nicht ändern wollen. «Ich bin traurig, ich bin wütend, ich habe es satt. Es wird Zeit, dass ihr endlich an euch arbeitet.» Es sei ihr egal, wenn ihr nun vorgeworfen werde, alle Männer in einen Topf zu werfen. «Ich habe keine Lust mehr, besonders nett zu euch zu sein. Euch behutsam mitzunehmen. Vorsichtig zu erklären, was schiefläuft. Euch zu beschwichtigen, nein, nein, ihr seid ja nicht das Problem, die anderen Männer sind es. Ihr seid unser Problem, alle.»
«Der Verlust männlicher Privilegien war überfällig»
Es sei unerträglich, wenn es heisse, man müsse verstehen, dass Männer sich wegen der fortschreitenden Gleichberechtigung von Frauen abgehängt fühlen. «Ich will kein Mitleid fühlen. Ich kann kein Mitleid fühlen. Weil der männliche Verlust von Privilegien überfällig war. Und weil keine Empathie in mir übrig ist. Denn der Frust der Männer, eure Wut, euer Hass tötet. All mein Mitleid gilt den Frauen, die betäubt, vergewaltigt, gequält und umgebracht wurden. Denen, die unter der Gewalt leiden. Verbaler, emotionaler, physischer. Die Benachteiligung der Männer ist sowieso nichts im Vergleich zu unserer. Niemand schenkt Mädchen bessere Abschlüsse. Niemand wirft Frauen Jobs in Metropolregionen hinterher. Niemand macht bereitwillig Platz in Aufsichtsräten. Frauen mussten darum ringen, einen Führerschein machen zu dürfen, und das ist noch nicht lang her. Jeder Zentimeter Gleichberechtigung ist und wird hart erkämpft. Und es gibt noch immer viel zu tun.»
«Emanzipiert euch endlich von euch selbst»
Die Gesellschaft erwarte von Frauen, dass sie freundlich um gleiche Rechte bitten und Männer trösten, wenn diese deshalb Privilegien verlieren. «Dazu habe ich keine Lust mehr. Frauen haben sich lang genug um Männer gekümmert. Macht es endlich selbst. Wenn ihr also Schwierigkeiten habt, für die Matheklausur zu lernen oder eine Partnerin zu finden, sorry not sorry. Es ist Zeit für ein neues Männerbild.» Die Wut und Frustration von Männern dürfe nicht länger eine Gefahr für andere sein. «Lernt endlich, eure Gefühle wahrzunehmen und konstruktiv mit ihnen umzugehen. Frauen müssen das auch. Und wir mussten uns erst mal das Wahlrecht erstreiten. Ganz so schwer habt ihr es ja nicht. Emanzipiert euch endlich von euch selbst. Vielleicht findet ihr dann auch ne Freundin.»