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Sozialanthropologin Laura Perler sagt, dass das Wort «Spende» den Marktaspekt verschleiern soll. © srf

Eizellen werden nicht «gespendet» sondern verkauft

fs /  Die Schweiz soll die Eizellen-«Spende» legalisieren, fordert ein Vorstoss des Parlamentes. Doch «Spende» ist das falsche Wort.

Der Schweizer Nationalrat hat einem Vorstoss der grünliberalen Nationalrätin Katja Christ zugestimmt, das Verbot der Eizellen-«Spende» aufzuheben. Christ ist im Stiftungsrat der Lobbyorganisation «Gen Suisse». Wohin die Legalisierung der Eizellen-«Spende» führt, zeigt das oft zitierte Beispiel Spanien. Dort ist ein Markt entstanden, der nach kapitalistischen Regeln auf Kosten von Frauen funktioniert, die ihre Eizellen verkaufen.

Eizellen sind der Rohstoff für einen Markt
Sozialanthropologin Laura Perler hat für ihre Dissertation an der Universität St. Gallen den spanischen Reproduktionsmarkt untersucht. Auf diesem Markt seien mittlerweile nicht nur Kliniken, sondern weitere Akteure wie Eizellbanken, Spenderinnen-Vermittlungsagenturen und Genetiklabore tätig, schrieb sie im «Gen-ethischen Informationsdienst (GiD)». Dank der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien seien viele junge Frauen bereit, für etwa 1000 Euro «Aufwandentschädigung», ihre Eizellen zu «spenden». Sie stellen den Rohstoff zur Verfügung, ohne den es den Markt nicht geben würde.

Fiktion der «Spende» soll Marktaspekt verschleiern
Gesetzlich muss in Spanien die «Spende» altruistisch sein. Doch eine finanzielle «Entschädigung» für den Aufwand ist erlaubt. Ein Vergleich zeigt, dass die 1000 Euro für Erwerbslose attraktiv sind: Das durchschnittliche Monatseinkommen für einen Vollzeitjob in Spanien lag laut Perler im Jahr 2020 bei 1050 Euro. Die Fiktion der «Spende» werde aufrechterhalten, um den Marktaspekt der Reproduktionsmedizin zu verschleiern. Demselben Zweck dient auch der Vergleich mit der Blutspende. Doch die gesundheitlichen Risiken einer Eizellen-«Spende» sind nicht mit einer Blutspende oder einer Samenspende vergleichbar.

Das Geschäft machen Privatkliniken
In Spanien ist die Reproduktionsmedizin seit 1988 weitgehend liberalisiert. So ist die Eizellen-«Spende» auch für Alleinstehende oder gleichgeschlechtliche Paare erlaubt. Von den rund 250 Kliniken sind laut Perler 80 Prozent in privater Hand. Fast jede dritte Zeugung im Reagenzglas werde mit «gespendeten» Eizellen gemacht. Über Eizellbanken werden Eizellen auch ins Ausland verschickt. Zum Beispiel nach Italien, wo die «Spende» seit 2014 wieder erlaubt ist, allerdings ohne «Aufwandentschädigung». Deshalb gibt es dort zu wenig «Spenderinnen». 

Reproduktionskliniken wurden zum Renditeobjekt
Wegen der Verbote in anderen Ländern wurde der Markt in Spanien gross und zum Renditeobjekt. Exemplarisch ist laut Perler das Beispiel der katalanischen Reproduktionsklinik Eugin, die zwei Ärzte 1999 gegründet hatten. Sie hatte bald eine grosse internationale Kundschaft und eröffnete weitere Standorte in Kolumbien, Italien, Brasilien und Dänemark. 2010 kaufte die spanische Private Equity Gesellschaft «ProA Capital» das Klinikkonsortium. Laut der Online-Zeitung «El Confidencial» bezahlte sie dafür maximal 75 Millionen Euro. Nur vier Jahre später verkaufte «ProA Capital» die Kliniken für 143 Millionen Euro an «NMC Health», ein börsennotiertes Gesundheitsunternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Und Ende 2020 verkaufte «NMC Health» die «Eugin Group» für 430 Millionen Euro an den deutschen Konzern «Fresenius».

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