«Leihmutterschaft ist Gewalt»
Für den Bericht hat Reem Alsalem, UN-Sonderberichterstatterin zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen, 120 Untersuchungen aus aller Welt ausgewertet und mit Fachleuten sowie Leihmüttern gesprochen. Ihr Fazit lautet: «Die Praxis der Leihmutterschaft ist geprägt von Ausbeutung und Gewalt gegen Frauen und Kinder. Sie verstärkt patriarchale Normen, indem sie den Körper von Frauen zu einer Ware macht und Leihmütter und Kinder schweren Menschenrechtsverletzungen aussetzt.»
Ein Milliarden-Geschäft mit Leihmüttern
Diese neuere Form der Ausbeutung von Frauen nehme weltweit zu, so Reem Alsalem. Leihmutterschaft könne der Sklaverei ähneln, da Auftragseltern oder Frauenhändler über den Körper der Leihmütter bestimmen. Der globale Markt für Leihmutterschaft wurde vom Marktforschungsinstitut «Spherical Insights» im Jahr 2023 auf fast 15 Milliarden Dollar geschätzt und soll bis zum Jahr 2033 auf rund 100 Milliarden Dollar ansteigen. Vom Milliardengeschäft erhalten Leihmütter jedoch nur einen Bruchteil.
Für Auftragseltern kann das Baby einer Leihmutter Zehntausende Euro kosten. Davon erhalten Leihmütter laut Reem Alsalem nur zwischen 10 und maximal 27 Prozent. Der grösste Teil des Geldes gehe an Vermittlungsagenturen, Anwälte und Fruchtbarkeitskliniken.
Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt
Leihmütter sind verschiedenen Formen von Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt, heisst es im Bericht. Einige Beispiele:
- Leihmütter kommen fast ausschliesslich aus ökonomisch weniger privilegierten Verhältnissen und brauchen Geld. Die Reproduktionsindustrie nutzt dies aus. Die Entschädigung ist gering und fällt meist ganz weg, wenn die Leihmutter kein Kind zur Welt bringt.
- Leihmütter müssen oft vertraglich auf medizinische Selbstbestimmung verzichten und Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit akzeptieren.
- Viele Leihmütter leiden unter Depressionen, Angstzuständen und Traumata, weil sie sie ihr Kind direkt nach der Geburt weggeben müssen.
- Leihmütter werden kaum über die grossen gesundheitlichen Risiken wie Hormonbehandlungen, Frühgeburten und Kaiserschnitte informiert.
- Leihmütter können vertraglich dazu verpflichtet werden abzutreiben, beispielsweise wenn das Kind behindert ist, das gewünschte Geschlecht nicht hat oder sich die Kaufeltern trennen und das Kind nicht mehr wollen.
Kinderkäufer bestrafen
Reem Alsalem empfiehlt, Leihmutterschaft und die Werbung für entsprechende Dienste weltweit gesetzlich zu verbieten. Vorbild könnte das «Nordische Modell» sein, das die Kunden von Prostituierten bestraft und die Prostituierten entkriminalisiert. Analog zu diesem Modell könnte man Käufern und Käuferinnen von Kindern sowie ihren Helfern, wie Kliniken und Vermittlungsagenturen, mit Strafe drohen und Leihmütter entkriminalisieren. Für Leihmütter müsse es Ausstiegshilfen geben. Aufklärungskampagnen sollen über Gewalt und Ausbeutung im Zusammenhang mit der Leihmutterschaft informieren.
Medien propagieren Leihmutterschaft
Reem Alsalem veröffentlichte den Bericht im Sommer. Deutschsprachige Medien haben bisher kaum darüber berichtet. Sie propagieren weiterhin Leihmutterschaft. Zuletzt berichtete der «Spiegel» (Bezahlschranke) über einzelne Leihmütter in Kanada, die Kinder für andere aus «Nächstenliebe» gebären. Beliebt sind auch Berichte über mehr oder weniger Prominente, die dank Leihmüttern zu Kindern gekommen sind.