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HPV-Impfung: Wirksamkeit und Risiken sind weitgehend unbekannt. © srf

Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs spaltet Fachgremium

upg /  Fachleute sind uneinig, ob die Impfung junger Mädchen mehr schadet oder nützt. Dies offenbart eine aktuelle Kontroverse.

Die HPV-Impfung, die vor Gebärmutterhalskrebs schützen soll, spaltet die «Cochrane Collaboration», eine Vereinigung von Fachleuten aus Medizin und Forschung aus mehr als 130 Ländern. Cochrane fördert die evidenzbasierte Medizin und legt(e) Wert auf die Unabhängigkeit von der Pharmaindustrie und von Herstellern von Medizinprodukten wie Implantate.

Überblicksstudie
2016 hatte Cochrane eine Spende der «Bill and Melinda Gates Foundation» in Höhe von 1,15 Millionen US-Dollar entgegen genommen. Schon lange finanziert und fördert diese Stiftung HPV-Impfungen zum Vermeiden von Gebärmutterhalskrebs. Im Mai 2018 publizierte Cochrane im «British Medical Journal» eine Überblicksstudie zur HPV-Impfung, wonach die Impfung wirksam sei und kein Risiko schwerer Nervenerkrankungen bestehe.

Kritiker ausgeschlossen
Im Juli 2018 kritisierte der renommierte Mediziner Peter C. Gøtzsche, Vorstandsmitglied der Cochrane, zusammen mit zwei anderen Wissenschaftlern diese Übersichtsstudie. Sie sei «unvollständig» und lasse «wichtige offensichtliche Verzerrungen [«bias»] unerwähnt». Im Herbst wurde Gøtzsche aus dem Vorstand und aus der Cochrane-Dachorganisation ausgeschlossen. Aus Protest verliessen vier weitere Mitglieder den Cochrane-Vorstand. Maryanne Demasi, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Gøtzsche, zitierte Insider, nach denen Vorstands-Mitglieder befürchteten, die Kritik an der HPV-Impfung könne die Sponsorengelder der «Bill&Melinda Gates Foundation» gefährden.

Kritik an Überblicksstudie
Gøtzsche und seine Kollegen warfen etlichen Autoren der Cochrane-Übersicht vor, für Institutionen zu arbeiten, welche Geld von den Impfstoffherstellern erhalten. Sie zeichneten insgesamt ein zu positives Bild der HPV-Impfung:

  • Die Cochrane-Übersicht habe fast die Hälfte aller relevanten Studien unberücksichtigt gelassen. Anstatt nur 26 Studien mit 73’428 Frauen zu analysieren, hätten sie 42 Studien mit 121’704 Frauen berücksichtigen müssen.
  • Die von Cochrane berücksichtigten Studien vergleichen HPV-geimpfte Frauen nicht mit Placebo, sondern mit andern Impfungen oder Wirkungsverstärkern. Mit Placebo-Vergleichen wären Nebenwirkungen besser zu erkennen.
  • Selbst unter den 26 von Cochrane berücksichtigten Studien erkrankten geimpfte Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Doch Cochrane erwähnt diese Fälle nicht.
  • Fast alle berücksichtigten Studien betrafen Frauen im Alter von unter 30 Jahren, welche regelmässig einen Pap-Test machen. Es bleibt deshalb offen, ob die Impfungen oder die Behandlungen nach verdächtigem Pap-Test zu weniger Krebserkrankungen führten.
  • Cochrane kam zum Schluss, dass es bei den Geimpften «mit hoher Sicherheit» nicht zu mehr schweren Nebenwirkungen kam als bei den Kontrollgruppen. Doch Cochrane erfasste zum Teil nur die schweren Nebenwirkungen, die innerhalb von 14 Tagen nach der Impfung auftraten. Cochrane ignorierte schwere Nebenwirkungen, die in einigen Studien erst bis zu vier Jahren nach der Impfung festgestellt wurden.
  • Die Cochrane-Autoren übergingen eine Studie von 2017, welche schwere Nervenkrankheiten auf die Impfung zurückführte.
  • Die Todesfälle, zu denen die HPV-Impfung möglicherweise beigetragen hat, erfasste Cochrane ungenügend. Bis Ende Mai 2018 erfasste die Statistik der WHO 499 Todesfälle, die wahrscheinlich auf die Impfung zurückzuführen sind.

Wirksamkeit und Risiken
2006 war die erste Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs zugelassen worden. Mittlerweile empfehlen Gesundheitsbehörden weltweit, junge Frauen zu impfen. In immer mehr Ländern gilt diese Empfehlung auch für junge Männer. Die hohen Kosten übernehmen vielerorts die Krankenkassen. Die Wirksamkeit und die langfristigen gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen der Impfung sind bis heute umstritten.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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