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Eine grosse Studie hat Frauen jetzt Recht gegeben: Die Covid-Impfung kann den Zyklus verschieben. © srf

Leidenden Frauen glaubt man nicht

fs /  Tausende gegen Covid geimpfte Frauen berichteten von Unregelmässigkeiten im Zyklus. Doch lange hörte niemand zu. Kein Einzelfall in der Medizin.

Mittlerweile hat eine US-Studie mit fast 20‘000 Teilnehmerinnen aus den USA, Kanada und Europa bestätigt, dass die Covid-Impfung den Zyklus tatsächlich verschieben kann. «Und die Frauen hatten doch recht», titelte die «SonntagsZeitung». 

Unglaubwürdige Frauen
Wenn Frauen über gesundheitliche Probleme klagen, hört man ihnen oft nicht zu oder glaubt ihnen nicht. Das kann zu Fehldiagnosen und unnötig langen Leidensgeschichten führen. Die Folgen der Covid-Impfung sind nur ein Beispiel von vielen. Ähnliches gilt für die Endometriose: Betroffene haben gutartige Wucherungen aus gebärmutterschleimhautartigem Gewebe, die ausserhalb der Gebärmutter wachsen. Sie können extreme Unterleibsschmerzen verursachen und unfruchtbar machen. Endometriose betrifft jede zehnte Frau. Trotzdem wird sie bis heute meist erst Jahre nach Auftreten der ersten Symptome diagnostiziert. Die Schmerzen Betroffener werden nicht ernst genommen und fälschlich als übliche Periodenschmerzen diagnostiziert.

Hysterische Frauen
Ein anderes Beispiel sind die Vaginalnetze gegen Beckenbodensenkung. Nach der Implantation klagten viele Frauen über unerträgliche und dauerhafte Schmerzen. Diese Frauen habe man oft als hysterische Frauen mit postmenopausalen Beschwerden abgekanzelt, sagte Gendermedizinerin Gertraud Stadler der «Tageszeitung». Wenn man die Schmerzen Betroffener zu lange nicht ernst nehme, könne das Implantat in das Gewebe einwachsen. Dann könne man es nicht mehr entfernen. Viele hätten deshalb lebenslang Schmerzen.

Unwissen und Vorurteile
Die britische Kulturhistorikerin und Feministin Elinor Cleghorn führt Fehldiagnosen bei Frauen auf Unwissen und alte Vorurteile zurück. Wenn Frauen diffuse Schmerzen oder Symptome schildern, falle es Ärzten immer noch schwer, an handfeste körperliche Ursachen zu denken. Die westliche Medizin sei bis heute geprägt von der jahrhundertealten Vorstellung, dass für viele Krankheiten der Frau ihre Emotionen verantwortlich seien. Das führe dazu, dass man Frauen nicht glaube, wenn sie ihre Symptome schildern. 

«Glaubt uns!»
Ein Beispiel sind Autoimmunerkrankungen. 80 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Welche gravierenden Folgen es haben kann, wenn man ihnen nicht glaubt, schildert Cleghorn im Buch «Die kranke Frau» an ihrem eigenen Beispiel. Sie leidet an der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes. Die rheumatische Erkrankung kann alle Organe befallen und ist sehr schmerzhaft. Doch Ärzte erkannten die chronische Erkrankung jahrelang nicht. Ein ungeborenes Kind wurde deshalb krank. Elinor Cleghorn’s Appell an die Medizin: «Glaubt uns! Wir sind die verlässlichsten Zeuginnen dessen, was in unserem Körper geschieht.»

Elinor Cleghorn, «Die kranke Frau. Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen», Verlag Kiepenheuer & Witsch 2022, ISBN 978-3-462-00015-3, Preis: 31 Franken / 25 Euro.

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