Mädchen-Impfung: Risiko-Prüfung am Pranger
Ende letzten Jahres hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) erklärt, es gebe keinen Zusammenhang zwischen der HPV-Impfung und gravierenden gesundheitlichen Schäden. Die aktuelle Impfempfehlung ziehe die EMA deshalb nicht zurück. Dänemark, das die Prüfung verlangt hatte, ist mit der Antwort nicht zufrieden und will nun selber eine unabhängige Risikoanalyse in Auftrag geben, berichtet das Online-Portal «Medscape».
Betroffene klagen an
Auslöser für die dänischen Bedenken sind Betroffene, die unabhängig voneinander über ähnliche Beschwerden nach der HPV-Impfung berichteten. Der dänische TV-Sender TV2 hat letztes Jahr einige von ihnen in einem Dokumentarfilm porträtiert. Sie klagen zum Beispiel über extreme Kopfschmerzen, Lähmungserscheinungen am ganzen Körper, chronische Schmerzen, chronische Müdigkeit und als Folge der körperlichen auch über psychische Beschwerden. Vorher unternehmungslustige junge Frauen sind seit der Impfung nicht mehr in der Lage, zur Schule oder zur Arbeit zu gehen. Berufliche und sportliche Ambitionen mussten sie aufgeben. Erwachsene Betroffene sind sozialhilfeabhängig. Die jungen Frauen und ihre Eltern klagen Behörden und Hersteller an, sie nicht vor den gesundheitlichen Risiken gewarnt zu haben. Sie erhalten keine Hilfe, weil Behörden und Hersteller einen Zusammenhang mit der Impfung abstreiten.
EMA-Prüfung nutzt Herstellern
Dabei geht es auch um viel Geld: Betroffene, die unter Umständen lebenslang behindert bleiben, möchten wenigstens eine finanzielle Entschädigung. Doch mit der Risikobewertung der EMA sinken die Chancen, eine solche zu erhalten. Der Entscheid der EMA nutzt den Herstellern, welche die Beschwerden nicht als Impfschaden anerkennen und keine Entschädigungen zahlen wollen. Kritiker werfen der Behörde seit Jahren vor, zu eng mit der Pharmaindustrie verbunden zu sein. So habe die EMA den vergleichsweise teuren HPV-Impfstoff vor knapp zehn Jahren zugelassen, ohne Wirksamkeit und Risiken ausreichend geprüft zu haben.
Japan empfiehlt Impfung nicht mehr
Bedenken über gefährliche Nebenwirkungen der HPV-Impfung sind nicht neu. Entsprechende Meldungen haben dazu geführt, dass Japan 2013 die Impfempfehlung ausgesetzt und seither nicht wieder in Kraft gesetzt hat. In Frankreich hat eine staatliche Gesundheitskommission vor zwei Jahren festgestellt, dass es einen Zusammenhang zwischen der HPV-Impfung und schweren Nebenwirkungen gibt. Der Hersteller stritt dies ab.
Wirksamkeit und Risiken sind unbekannt
2006 war die erste Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs zugelassen worden. Mittlerweile empfehlen Gesundheitsbehörden weltweit, junge Frauen zu impfen. In immer mehr Ländern gilt diese Empfehlung auch für junge Männer. Die hohen Kosten übernehmen vielerorts die Krankenkassen. Die Wirksamkeit und die langfristigen gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen der Impfung sind bis heute umstritten.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine