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Psychotherapie kann Magersüchtigen helfen, aber nicht allen. © sprechzimmer/ch

Magersucht: Psychotherapie kann helfen

fs /  Eine ambulante psychotherapeutische Behandlung hilft bei Magersucht, allerdings nicht allen Patientinnen.

Magersüchtige, die erwachsen und nicht zu schwer erkrankt sind, können mit psychotherapeutischer Behandlung erfolgreich ambulant behandelt werden. Jeder vierten Patientin kann damit allerdings nicht nachhaltig geholfen werden.
Dies geht aus der weltweit bisher grössten Studie zur ambulanten Therapie der Magersucht hervor, welche die Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht hat. Sie stand unter Leitung der Abteilungen für Psychosomatische Medizin der Universitätskliniken Tübingen und Heidelberg. Mitgemacht haben zehn universitäre Ess-Störungszentren aus Deutschland.
Die Studie untersuchte, ob zwei speziell für Magersüchtige entwickelte Therapiekonzepte erfolgreicher sind als herkömmliche Psychotherapien. Hauptkriterium für den Erfolg einer Therapie war das Gewicht der Frauen. An der Studie nahmen insgesamt 242 erwachsene Patientinnen teil. Diese wurden während 22 Monaten begleitet: Zehn Monate dauerte die Therapie, zwölf Monate die Nachbeobachtung.
Unterschiedliche Therapiekonzepte
Zu Beginn wurden die Patientinnen mittels Losverfahren in drei Gruppen mit unterschiedlichen ambulanten Therapiekonzepten eingeteilt. Die zwei ersten haben internationale Fachleute für Essstörungen speziell für Magersüchtige entwickelt. Diese beiden Therapien fanden ambulant an verschiedenen Universitätskliniken statt:

  • Fokale psychodynamische Psychotherapie: Diese sucht nach den tiefer liegenden Gründen für die Essstörung. Im Fokus stehen die Beziehungen einer Patientin. Wenn diese verändert werden, wirkt dies langfristig. Die Patientinnen dieser Gruppe hatten während der Therapiezeit die wenigsten stationären Aufnahmen. Und weniger Patientinnen brachen die Therapie ab. Ein Jahr nach Therapieende hatten die Patientinnen dieser Gruppe die besten Gesamtheilungsaussichten.
  • Kognitive Verhaltenstherapie: Im Zentrum dieser Therapie stehen die Symptome der Krankheit. Die Patientinnen werden über die Folgen der Magersucht aufgeklärt und lernen, ihr Essverhalten zu normalisieren. In dieser Gruppe nahmen die Patientinnen am schnellsten zu, hatten jedoch nicht die besten Gesamtheilungsaussichten.
  • Standard-Psychotherapie: Sie ist heute die Regel. Für die Studie suchten sich die Patientinnen einen Psychotherapeuten in ihrer Region aus, der die Therapie seiner Wahl durchführte. Der Hausarzt überwachte die Patientinnen.

Die Patientinnen aller drei Gruppen hatten nach dem Ende der Therapie und einem Jahr Nachbeobachtung deutlich an Gewicht zugenommen. Zwischen den Gruppen gab es keine signifikanten Unterschiede betreffend der Gewichtszunahme. Unabhängig vom Therapiekonzept war ein Jahr nach Ende der Therapie rund ein Viertel der Patientinnen immer noch magersüchtig. Ihnen konnte also mit keiner der drei Therapien nachhaltig geholfen werden.


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