Theater macht Schluss mit Warteschlange vor Frauenklo
In Grossbritannien hat das «Old Vic Theatre» in London geschlechtsneutrale Toiletten eingeführt. Das Ziel: Keine Warteschlangen mehr vor den Frauenklos und mehr Komfort für Transgender. Doch die Unisex-Toiletten stossen auf grosse Vorbehalte. Frauen warnen vor einem erhöhten Risiko für sexuelle Übergriffe, insbesondere, wenn sie zuerst an den Urinalen für Männer vorbeigehen müssen. Andere kritisieren, dass Männer immer noch besser dran sind, weil sie Urinale und Toiletten nutzen können.
Mehr Toiletten für Männer
Richtlinien der «British Standards Institution» empfehlen doppelt so viele Frauen- wie Männer-Toiletten. In der Realität ist es umgekehrt: Für Männer gibt es viel mehr öffentliche Toiletten als für Frauen, obwohl Frauen mehr Zeit benötigen. Laut der kanadischen Journalistin Lezlie Lowe, Autorin des Buches «No Place To Go», dauert das Leeren der Blase bei Frauen aus anatomischen Gründen durchschnittlich 30 Sekunden länger als bei Männern. Auch wegen der Kleidung brauchen Frauen mehr Zeit als Männer. Und sie müssen Tampons wechseln und unterstützen öfter als Männer Kinder und ältere Menschen beim Toiletten-Gang.
Hillary Clinton musste Schlange stehen
Mit Schlange stehen vor öffentlichen Toiletten verlieren Frauen während ihres Lebens Stunden, schreibt Lowe. Welche Folgen dies haben kann, zeigt das Beispiel von Hillary Clinton. Während einer Debatte der Demokratischen Partei, die 2015 live im TV übertragen wurde, wollte die damalige Präsidentschaftskandidatin in einer Werbepause auf die Toilette. Als sie zurückkam, war die Debatte bereits wieder auf Sendung. Clinton kam zu spät, weil sie vor der Frauen-Toilette Schlange stehen musste. Ihre innerparteilichen Rivalen Bernie Sanders und Martin O’Malley hatten den kürzeren Weg, mussten nicht warten und waren rechtzeitig wieder zurück.
Gesetzliche Vorgaben
Im englischsprachigen Raum ist die «Potty-Parity» seit Jahren ein Thema. In einigen Bundesstaaten der USA und in Kanada gibt es Gesetze, die in öffentlichen Gebäuden auf eine Herren- zwei Damen-Toiletten vorschreiben. Das fordert in Grossbritannien nun auch die gemeinnützige «Royal Society for Public Health» (RSPH). Sie begründet dies unter anderem damit, dass ein Mangel gesundheitsschädlich ist. Frauen würden beispielsweise absichtlich wenig trinken, weil es an öffentlichen Toiletten mangelt.
Warteschlangen vor Toiletten im Flughafen
Kein Thema ist die «Töpfchenparität» in der Schweiz: Als im letzten Sommer eine Passagierin auf Twitter die Warteschlangen vor den Frauen-Klos im Flughafen Zürich-Kloten kritisierte, entschuldigte dieser sich zuerst für die Warterei. Als die Passagierin nachhakte, blaffte der Flughafen zurück: «Wir können nicht beeinflussen, wie viel Zeit eine Frau auf der Toilette braucht.» Es gebe genügend Toiletten für Frauen. Diese Antwort löste eine Protestwelle auf Twitter aus. Schliesslich schrieb der Flughafen, dass der Mangel «dringende» Massnahmen erfordere. Man habe die Angelegenheit an das zuständige Planungsbüro weitergeleitet.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine