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App «DeepNude»: Frauen ausziehen leicht gemacht. © DN

Frauen verlieren Kontrolle über ihr Körperbild

fs /  Alle Frauen müssen mit realistischen Nacktbildern von sich rechnen, auch wenn sie nie solche gemacht haben. Die Herstellung solcher Fotos ist ganz einfach geworden.

Grosser Erfolg für die App «DeepNude», mit der man Frauen auf Fotos mit einem Klick ausziehen kann. Der nackte Körper ist zwar nicht der richtige. Algorithmen erstellen ihn aufgrund von über 10’000 Fotos nackter Frauen. Doch für Betroffene ist das unerheblich. «Es fühlt sich an, als ob der Körper nicht mehr mir gehört», sagte ein Opfer im Magazin «Vice».

Kritik
«DeepNude» basiert auf der Deepfake-Technik. Damit lassen sich täuschend echte Bilder und Videos herstellen, beispielsweise von Politikerinnen und Politikern. Fachleute warnen schon länger vor den Gefahren. So können Täter die Nacktfotos von «DeepNude» benutzen, um Frauen zu erpressen. Das sei entsetzlich, sagt Katelyn Bowden von «Badass», einer US-Organisation, die Opfer von Rache-Pornos unterstützt: «Jetzt kann jede Frau Opfer von Rache-Pornos werden, auch wenn sie nie ein Nacktfoto gemacht hat. Eine solche Technologie sollte nicht öffentlich zugänglich sein.»

Rückzug der App
Die App funktioniert nur mit Fotos von Frauen. Der anonyme Entwickler «Alberto» begründet dies damit, dass es viel leichter war, 10’000 Fotos nackter Frauen im Internet zu finden. Die App fand nach harzigem Start in kurzer Zeit über 500’000 Nutzer. Wegen des Erfolgs und heftiger Proteste stellte der Entwickler den Vertrieb der App ein. Diese darf nicht mehr zum Download angeboten oder mit anderen geteilt werden. Auf Twitter schrieb «Alberto», der Erfolg habe ihn überrascht. Er habe die App aus «Spass und Neugier» entwickelt. «Ich bin kein Voyeur, ich bin ein Technik-Freak.» Doch nun bestehe die Gefahr, dass die App missbraucht werden könne. Er möchte deshalb kein Geld mehr damit verdienen.

Gefahr nicht gebannt
Doch die Technologie bleibt, und damit auch die Gefahr für Frauen, mit Fake-Nacktbildern von sich konfrontiert zu werden. Obwohl in der Öffentlichkeit vor allem Fake News für Schlagzeilen sorgen, schadet die Deepfake-Technik hauptsächlich Frauen, schreibt «Vice». Sie können nicht nur leichter mit Nacktbildern erpresst werden. Ihre Fotos dienen auch ungefragt als Vorlage, um die Technik weiter zu entwickeln und zum Beispiel in Pornos eingefügt zu werden. «DeepNude» zeige, wie die Deepfake-Technik einfacher angewendet werden kann. Eine App sei leichter zu installieren als die meisten Videospiele. Und dann könne man mit nur einem Klick ohne technische Kenntnisse und Tools in dreissig Sekunden ein Nacktbild erstellen. So einfach und rasch sei dies mit Photoshop nicht möglich.


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