Video entlarvt Einheitsgrösse als Mode-Lüge
«One size fits all» verspricht, dass ein Kleidungsstück allen passt, egal ob dick, dünn, gross oder klein. Ein Video des Online-Magazins Buzzfeed zeigt humorvoll, dass dies nicht stimmt. Junge Frauen mit ganz unterschiedlichen Figuren ziehen dasselbe Kleidungsstück an. Das Resultat ist offensichtlich: Die Einheitsgrösse passt nur denjenigen, die dünn genug sind.
Einheitsgrösse S
Der Trend, Kleidung nur in einer einzigen Grösse anzubieten, kommt aus den USA. Nun ist er auf Europa übergeschwappt. Das italienische Kult-Label «Brandy Melville» beispielsweise verkauft seine Klamotten nur in der Einheitsgrösse S. Seine grosse Popularität bei Teenagern verdankt «Brandy Melville» vor allem Instagram. Millionen schauen sich dort die aktuellen Modefotos an, die Kundinnen und Verkäuferinnen von «Brandy Melville» online stellen.
Kollektiver Druck
In den USA wird die Einheitsgrösse in den Netzwerken kritisiert. Die subversive Botschaft des Konzepts sei: Wer nicht in die Kleidergrösse S passe, entspreche nicht dem Standard. Für die meisten Frauen sei dies frustrierend. Und für junge Frauen sei es besonders schwierig, mit der Erkenntnis umzugehen, keine Standard-Figur zu haben. Allan Guggenbühl, Kinder- und Jugendpsychotherapeut, sagte in «20 Minuten», dass der Hype um ein Label zwar einen kollektiven Druck aufbauen könne. Doch wenn die Kleider vielen nicht passen, werde sich das über kurz oder lang negativ auf den Erfolg der Marke auswirken: «Die Jugendlichen weichen dann einfach aus.»
Umsatzrückgang zwingt zum Umdenken
Wie schnell ein Label den Kult-Status verlieren kann, zeigt der Niedergang von «Abercrombie & Fitch». Das Angebot des US-Labels für Frauen endete bei Kleidergrösse 38. Und mit der Konfektionsgrösse «Triple Zero» propagierte «Abercrombie & Fitch» ein Schönheitsideal der extrem Schlanken. «Triple Zero» entspricht einem Hüftumfang von etwa 58 Zentimetern und damit den Massen von sechs- bis achtjährigen Mädchen. Laut Konzernchef Mike Jeffries sollten «dicke» Frauen nicht in seinen Läden einkaufen. Doch der Umsatzrückgang zwang das US-Label dazu, die Politik der kleinen Kleidergrössen zu ändern. Konzernchef Mike Jeffries musste Ende 2014 das Unternehmen verlassen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine