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«Eltern sind nicht besser als Nicht-Eltern», sagt Peter V. Kunz. © ecb

«Politik diskriminiert Kinderlose»

fs /  Ein renommierter Wirtschaftsjurist kritisiert, dass die Gesellschaft Kinderlosigkeit vor allem bei Frauen nicht akzeptiert und Familien glorifiziert.

Peter V. Kunz ist Professor für Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung an der Universität Bern. In einer Kolumne für die «Aargauer Zeitung» schrieb er, die Gesellschaft akzeptiere Kinderlosigkeit insbesondere bei Frauen nach wie vor nicht. Eltern hingegen seien «die überschätzteste menschliche Spezies».

«Privatvergnügen von Dritten»
Kinder seien kein Leistungsausweis. «Eltern sind nicht besser als Nicht-Eltern». Trotzdem unterstützten Politik und Gesellschaft Eltern. Sie seien «quasi automatisch gute Menschen».
Kinderlose hingegen würden als «Egoisten» gelten. Wer keine Kinder habe, müsse sich erklären. Das treffe vor allem auf Frauen zu. Das sei ungerecht, weil Kinderlose geringere Kosten verursachen und zudem Kinder mitfianzieren. «An sich sollten die Kinderlosen gelobt werden, leisten sie immerhin einen nicht unwesentlichen Beitrag an ein Privatvergnügen von Dritten.»

«Frauen fühlen sich verstanden»
Kunz ist selber kinderlos. «Als Direktbetroffener muss ich feststellen, dass wir Kinderlosen durch die Politik systematisch benachteiligt, wenn nicht sogar diskriminiert werden, ohne dass dies angeprangert würde», schreibt er. Auf seine Kolumne erhielt Kunz zahlreiche Reaktionen. «Viele Frauen fühlen sich verstanden, weil sie ihre Kinderlosigkeit oft rechtfertigen müssen», sagte er im «Blick». Er hätte die Kolumne auch geschrieben, wenn er Kinder hätte. Wer Kinder wolle, solle sie machen. Was ihn störe sei, «dass Kinderlose den Nachwuchs mitfinanzieren und schliesslich als Deppen dargestellt werden und sich sogar für ihre Kinderlosigkeit erklären müssen».


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