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Huschke Mau war zehn Jahre lang in der Prostitution. © zdf

Kontroverse um Prostitution

fs /  Eine Feministin behauptet, es gebe freiwillige Prostitution. Eine Aussteigerin spricht von sexuellem Missbrauch.

Wenn Frauen ihren Körper verkaufen, geschehe das machmal freiwillig, manchmal nicht, schreibt die Publizistin Antja Schrupp in einem Beitrag für die «Zeit». Eine Studentin, die sich als Escort ihren Lebensunterhalt verdient, weil sie im Vergleich zu anderen Stellen auf dem Arbeitsmarkt mehr verdient, tue das freiwillig. Schrupp bezeichnet sie in Analogie zu anderen Berufen als «Sexarbeiterin». Eine Drogensüchtige hingegen, die von ihrem Zuhälter mit Stoff versorgt wird, sei eine «Prostituierte». Der Unterschied sei, dass die Sexarbeiterin eine informierte Entscheidung treffe. Die Drogensüchtige sei in Beziehungen und Verhältnisse verstrickt, aus denen sie keinen Ausweg finde.

«Irgendwie überleben»
Huschke Mau aus Deutschland war drei Jahre in Bordellen und sieben Jahre im Escort tätig. Heute engagiert sie sich mit dem Netzwerk Ella dafür, dass der Kauf von Sex bestraft wird. Den Begriff «Sexarbeit» bezeichnet sie als verharmlosend. Sie spricht von Missbrauch. Gewalt in der Prostitution sei so alltäglich, dass sogar Prostituierte sie oft nicht mehr wahrnehmen, sagte sie Im Schweizer «SonntagsBlick». Dazu gehöre auch psychische Gewalt: «Es ist diese ständige verbale Abwertung. Ich kann gar nicht zitieren, was Männer zu mir sagten, während sie mich penetrierten.» Weil der Kunde zahle, gingen die wenigsten zur Polizei. «Was die Prostitution mit einem macht, können sich fast alle erst dann eingestehen, wenn sie ausgestiegen sind. Während du da drin bist, hast du keine Zeit, dich darum zu kümmern. Du versuchst einfach nur, irgendwie zu überleben.»

«Prostitution geht alle etwas an»
Prostitution beeinflusse das Frauenbild in der Gesellschaft, sagt Mau. «Ein Freier geht nicht aus einem Bordell und vergisst, dass er sich da soeben eine Frau kaufen und mit ihr Sex haben durfte, obwohl sie dazu keine Lust hatte. Darum geht Prostitution alle etwas an.» Prostitution nutze patriarchale Strukturen und halte diese aufrecht. Mau fordert, den Kauf von Sex zu verbieten, wie es beispielsweise in Schweden der Fall ist. «Klar, es gibt grossen Widerstand und eine mächtige Lobby, die dagegen kämpft, weil sie sehr viel Geld verdient. Aber es wäre ein extrem wichtiger Schritt in Richtung einer gleichberechtigten Gesellschaft.»

«Der Mann herrscht»
Laut Recherchen des «SonntagsBlick» gibt es freiwillige Prostitution nur ganz selten. Doch auch bei diesen Frauen würden Freier ihre eigenen Bedürfnisse über die Menschenwürde der Frau stellen und das sei entscheidend. Prostitution verstosse gegen den Schutz der Menschenwürde und das Gleichstellungsgebot in der Verfassung (Grundgesetz), kommentiert der «SonntagsBlick». Solange sich Männer eine Frau kaufen können und die Gesellschaft dies akzeptiere, seien die Geschlechter nicht gleichberechtigt. «Solange herrscht der Mann.»

Umstrittene Freiwiligkeit
Die Frage, ob es freiwillige Prostitution gibt, ist umstritten. Je nach Standpunkt wird der Staat aufgefordert, die freiwillige Prostitution zu legalisieren, oder das Milliardengeschäft konsequent zu unterbinden und Prostituierte beim Ausstieg zu unterstützen.
In Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz ist Prostitution legal. Andere Staaten wie Schweden, Norwegen, Island, Kanada und Frankreich haben den Kauf sexueller Dienstleistungen verboten. Bestraft werden nur die Freier.


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